fahrRAD! 2/2011: Radwegbenutzungspflicht / CM Cologne / Radverkehr im Bergischen

In der Herbstausgabe geht es um Neuerungen bei der Radwegbenutzungspflicht, die Critical Mass Cologne wird vorgestellt und der Radverkehr im Bergischen Land besprochen

Innerhalb der Fahrradszene rumort es: da hat der Regensburger ADFC-Vorsitzende Dr. Klaus Wörle bundesweit ein Urteil erstritten, in dem bereits bestehendes Recht bestätigt wurde, und nun wissen die Radlerinnen und Radler nicht, ob sie das nun gut finden sollen oder nicht. doch der Reihe nach: Mit der letzten Novelle von 2009 wurde die Benutzungspflicht von Radwegen umgewandelt in ein Benutzungsrecht somit noch einmal bestätigt und noch weiter gefasst. Sofern separate Radwege nicht mit den blauen Verkehrszeichen versehen sind, müssen sie nicht mehr benutzt werden (können es aber). Ferner heißt es dort: Benutzungspflichtige Radwege dürfen nur angeordnet werden, wenn ausreichende Flächen für den Fußgängerverkehr zur Verfügung stehen. Sie dürfen nur dort angeordnet werden, wo es die Verkehrsicherheit oder der Verkehrsablauf erfordern. Ist ein Radfahrstreifen nicht zu verwirklichen, kann auf der Fahrbahn ein Schutzstreifen angelegt werden. Hinsichtlich der Gestaltung wird auf die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERa) ... hingewiesen.

Kommt es zur Umsetzung, melden sich sofort Bedenkenträger  

Ebenso wurde die anordnung der Benutzungspflicht links liegender Radwege neu gefasst. So soll dies Innerorts nur als Option angeboten werden (Radverkehr frei), außerorts dagegen so wie bisher gehandhabt werden (Radweg bzw. Rad- und Gehweg, benutzungspflichtig). Kommt es zur Umsetzung, melden sich sofort Bedenkenträger oder die ausführende Kommune versäumt es, im Vorfeld einen solch weitreichenden Änderungsprozess zeitgemäß zu kommunizieren, z.B. durch die Einrichtung einer Bürgerwerkstatt nach Pulheimer Modell. So ist es kaum verwunderlich, dass das Ergebnis heute so aussieht wie jetzt im Kölner Stadtteil Ehrenfeld, wo auf einer zwar temporeduzierten, jedoch stark kfz-frequentierten ausfallstraße die bisherigen, viel zu schmalen und von ihrer Verkehrsführung kritisch zu bewertenden Radwege komplett entfernt wurden. Folge: der Radverkehr muss nun die Fahrbahn benutzen, doch die dort aufgetragenen Schutzstreifen sind zuweilen von haltenden und parkenden autos zugestellt, ein zügiges Fortkommen nicht immer möglich, die subjektive Gefährdungseinschätzung ist ungleich größer als vorher – denn bisher konnte man auch als zügiger Radler immer noch auf den Radweg ausweichen und den Stau umfahren.  

Warum waren die Proteste so heftig ausgefallen?

Nun gingen die Proteste los. »Wie kann man so einen Murks bauen, wer hat denn so was beschlossen, früher war das alles viiiel besser etc..« Und auch die Radverkehrsverbände mussten sich von ihren Mitgliedern und den Medien kritische Fragen gefallen lassen. aber warum waren die Proteste so heftig ausgefallen? Zum einen wurde im Fall der Venloer Straße die neue Verkehrsplanung im Vorfeld verwässert. So konnte sich in vielen Punkten die dortige Interessengemeinschaft der Ladeninhaber durchsetzen, was die anzahl und ausweitung der Parkplätze sowie der Nutzung der Bürgersteige für die außengastronomie betrifft, so wurde eine ursprünglich geplante Einbahnstraßenregelung verworfen, daher sind die Radverkehrsstreifen entlang der verbliebenen Fahrbahnfläche recht knapp bemessen. Zum anderen zeigte sich, dass die akzeptanz neuer Lösungen im Verkehrsraum bei – in diesem Fall vorhersehbar – auftretenden Problemen gering ist. So erinnert sich der autor dieser Zeilen, dass es vor Jahren bei einem großen Verkehrsberuhigungsprojekt im Bezirk Kalk im Vorfeld Infos in mehreren Sprachen vor Ort verteilt wurden (das Medium Internet war damals noch nicht weit verbreitet). Nach kurzer Zeit der Eingewöhnung wurden die Neuerungen angenommen, heute möchte sie dort wohl niemand mehr missen. Und zu guter Letzt ist es eine Frage der Prägung durch Jahrzehnte lange Verkehrsplanung und -pädagogik, die alles dem Kfz-Verkehr unterordnete. Sodauert es eben lange, positive Neuerungen im Sinne des Rad- und Fußgängerverkehrs nicht nur zu sehen, sondern selbst zu verinnerlichen. Noch heute gibt es viele Zeitgenossen, die sich in seit vielen Jahren verkehrsberuhigten Straßen zwischen Hauswänden und parkenden autos bewegen, obwohl die gesamte Verkehrsfläche auch zum Gehen – eine reine Fahrbahn gibt es ja nicht mehr – zur Verfügung steht. Und solch Jahrzehnte lang verinnerlichte Verhaltensmuster lassen sich auch bei vielen radelnden Zeitgenossen beobachten: Lieber den schlechten Radweg benutzen als die Fahrbahn, auch wenn gerade nicht so viele autos dort fahren. Und hier sind neben dem ADFC vor allem die Kommunen als Kommunikator gefordert: Solche einschneidenden Neuerungen müssen, so wie jetzt zu Recht von der Politik gefordert, öffentlichkeitswirksam vermittelt und begleitet werden. Eben so wie vor wenigen Jahren mit der Einrichtung von Bürgerwerkstätten in Pulheim. also eigentlich nicht Neues

In diesem Sinne allzeit viel Vergnügen beim Radfahren Ihr Team des ADFC Köln und Umgebung

Folgende Themen in dieser Ausgabe:

  • Standpunkt
  • Streitobjekt Rheinuferstraße
  • Bewegte Zeiten
  • Ein guter Jahrgang
  • Kölner Fahrrad-Sternfahrt
  • critical Mass cologne
  • Radverkehr im Bergischen Land
  • Regionale 2010 – Radtouren
  • Tour de Natur
  • NRW-Radtour
  • Fiets-Genuss in Limburg
  • Kölner Radreisemesse
  • Radfahren mit GPS
  • GPS-Geocoaching
  • Lernen aus Europa
  • cycolonia
  • cambio
  • Bonner Radreisemesse
  • 180 Grad
  • Leihrad / Radstationen
  • Mitgliederversammlung

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