Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Köln e. V.

ADFC-Interview mit Roberto Campione, Kölner Stadtgesellschaft

Roberto Campione fordert einen Masterplan Verkehr, Schnellradwege ins Umland und Quartiersgaragen. So sollen Oberflächenparkplätze entfallen und sichere Radwege in allen Stadtteilen entstehen.

Roberto Campione im Gespräch mit Christoph Schmidt © ADFC Köln

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Christoph Schmidt (ADFC): Herzlich Willkommen, Herr Campione im ADAC. Sie sind Oberbürgermeisterkandidat der Kölner Stadtgesellschaft und ich würde mir von Ihnen wünschen, dass sie Ihre Vorstellung für die Kölner Verkehrspolitik darstellen. Im Allgemeinen, aber auch im Hinblick auf die Kölner Klimaziele.

Roberto Campione: Ja, also ich habe in Köln Stadt- und Verkehrsplanung studiert, und wenn wir jetzt sehen, was in den letzten Jahren hier in Köln passiert ist, das ist schon der richtige Ansatz. Also allein die Fahrradwege auf dem auf dem Kölner Ring. Aber mir fehlt das Gesamtkonzept mit dem ÖPNV und dem Individualverkehr. Und ich glaube, dass wir da einiges noch nachholen und zusammenführen müssen, damit wir da schnellstens weiterkommen können.

Schmidt: Jetzt sagen Sie es ist einiges passiert. Das sehe ich auch so. Gerade in der Innenstadt. Wenn wir jetzt mal Ring frei angucken und ähnliche Projekte. Da sind tolle Dinge passiert. Aber ich habe immer auch den Eindruck, dass die Stadtverwaltung nicht weiß, dass wir neun Stadtbezirke haben. Wie bringen wir das den Menschen bei? Der Politik und der Verwaltung, dass wir in allen Stadtbezirken auch vorankommen?

Campione: Ich komme selber aus dem Rechtsrheinischen, bin in Delbrück aufgewachsen. Ich glaube, ich bin einer der ganz wenigen Kandidaten, die komplett das Rechtsrheinische im Blick haben. Wenn wir die hauptsächlichen Verkehrsprojekte sehen, wie jetzt gerade auch die Ringe, dann fällt das rechtsrheinische komplett hinten weg. Also mir fehlen halt vor allen Dingen die Schnellradwege, die dann halt auch vom Bergischen bis nach Köln führen.

Schmidt: Ich meine das betrifft Chorweiler und Rodenkirchen ähnlich würde ich sagen

Sie haben uns jetzt Ihre Vorstellung dargestellt. Wie wollen Sie das erreichen? Mit welchen Maßnahmen und, Mitteln? 

Campione: Es muss erstmal einen Masterplan geben. Klar, wir haben die Klimaziele, das ist schon ein Masterplan für Klima, aber wir brauchen halt auch diesen Masterplan Verkehr, wo wir halt alle Verkehrsmittel mit einbeziehen müssen. Wir sehen gerade der ÖPNV ist momentan der Schlechteste, den wir je hatten. Da muss ein Game Changer her. Fahrradwege müssen ausgebauter werden. Allerdings ich sag mal ohne Ideologie. Sondern es muss in den Verkehrsmix mit rein. Das bedeutet: Wir müssen die Autofahrer auch mitnehmen und gerade bei den Autofahrern, da sehe ich mal das meiste Konfliktpotenzial. Der Raum, den wir halt nur einmal aufteilen können oder neu verteilen können. Das muss so passieren, dass wir das Verständnis für beide Seiten mitnehmen können, warum das passiert.

Schmidt: So ein Masterplan ist ja gerade in der Erarbeitung mit dem SUMP, dem nachhaltigen Mobilitätsplan. Da sind alle Verbände und so weiter beteiligt. Denken Sie an das oder denken Sie an etwas anderes? 

Campione: Doch auch natürlich an den. Weil der ist ja auch schon weit fortgeschritten. Aber wenn ich dann natürlich wieder die Leute sehe, auf das Auto angewiesen sind, die fühlen sich in vielen Dingen nicht mit einbezogen. Wir haben es dann teilweise auch in den Verkehrsversuchen gesehen und wo selbst der Fußverkehr sich benachteiligt fühlt. Also Fußgänger, Fahrräder, Auto, ÖPNV, dieses Nebeneinander, das muss halt mehr gefördert werden. 

Schmidt: Wie unterscheidet sich denn ihr Programm von den ihrer möglichen Vorgängerin? Was lief gut? Was lief schlecht? Welche besonderen Akzente werden sie setzen? 

Campione: Also definitiv dieses Wort „Quartiersgarage“. Also wir sprechen jetzt mal für den Individualverkehr. Das muss tatsächlich in den Angriff genommen werden. Vor allen Dingen mit Menschen aus der Wirtschaft, die das auch umsetzen können. Wenn wir das Auto unter die Erde kriegen oder zumindest reduziert bekommen, haben wir definitiv mehr Platz für Fahrradständer auf der Straße und, um die Fahrräder auch von dem Verkehr auch zu trennen, sodass wir sichere Wege gewinnen können.

Schmidt: Jetzt ist es so, dass wir recht ambitionierte Klimaziele haben. Bis 2035 wollen wir klimaneutral werden. Das Wuppertal Institut hat ausgerechnet, es müssten etwa, zwei Drittel des bisherigen Autoverkehrs verschwinden und ersetzt werden durch ÖPNV und Radverkehr. Wobei der Radverkehr die Hauptlast tragen muss, wegen der Geschwindigkeit der Ausbaumöglichkeiten. Wenn ich jetzt aus unserer Sicht das sehe, ist die Reduktion von Parkraum gerade ein wichtiger Punkt, wie man den Autoverkehr reduziert. Weil wenn unbequem ist zu parken, Menschen eher umsteigen. Sind Quartiersgaragen nicht eher ein Punkt dagegen? 

Campione: Also wenn wir die Städte, die wir immer so gerne als Vorbilder sehen, Kopenhagen, Paris, Barcelona etc… Wenn man mal da ist, dann sieht man, dass das zwar in der Umsetzung sehr gelungen ist, aber auch viel Geld investiert wurde, um den Individualverkehr zum Beispiel diesen Quartiersgaragen unterbringen zu können. Also man kommt nicht drum rum, auch wenn es weh tut, Geld in die Hand nehmen zu müssen. Auch wenn es augenscheinlich jetzt erstmal nur pro Auto ist das Geld anzupacken. Aber nur so kriegen wir die Wende geschafft. 

Schmidt: Wie beurteilen Sie die Situation des Radverkehrs in Köln? Was sind aus Ihrer Sicht die größten Probleme? Was wollen Sie das angehen? 

Campione: Ich habe selber zwei Kinder im schulpflichtigen Alter. Die nehmen sowohl den ÖPNV, als, dass sie auch mit dem Fahrrad in die Innenstadt fahren. Sie sind nicht genau hier Sondern am Mauritiuswall gehen die zur Schule. Also sie müssen mitten in die Innenstadt von Deutz rüber. Da ist die Deutzer Brücke glaube ich noch das kleinste Hindernis. Sobald man dann in die Innenstadt kommt, sind es die Verkehrsströme. Gerade wenn die Lkws an einem vorbei donnern. Sehen wir mal die Nord-Süd-Fahrt –  da ist zwar auch einiges passiert mit Fahrradwegen, aber halt auch nicht optimal. Wenn der Fahrradweg in der Mitte liegt, dann haben die Kinder da auch oft Angst, dass große Autos, Lkw links und rechts stehen. Also diese Dinge muss man halt noch weiter trennen. 

Schmidt: Jetzt haben sie zum Schluss die Möglichkeit der schamlosen Selbstvermarktung: Warum ist Roberto Campione der richtige Oberbürgermeister für Köln und zwar insbesondere für die Menschen, die mit dem Rad unterwegs sind?

Campione: Also ich glaube, dass wir es schaffen können, die Gesellschaft im wahrsten Sinne Worte an einen Tisch zu kriegen. Zu sagen. „Was wollen wir denn?“ Und ich glaube, wir haben alle ein gemeinsames Ziel, die Stadt lebenswerter zu machen. Ich glaube, darüber müssen wir nicht diskutieren. Aber wir müssen halt auch beide Seiten verstehen, also der Autofahrer, der tatsächlich sein Auto auch braucht und jetzt nicht nur bis zum Briefkasten fährt. Und natürlich den Anspruch aller Fahrradfahrer, zu sagen, wir wollen unsere Sicherheit, wir brauchen unseren Platz.

Schmidt: Vielen Dank fürs Gespräch. 

Campione: Ja, sehr gern.


Wählen gehen am 14. September!

Bei der Kölner Kommunalwahl werden am 14. September 2025 der Stadtrat und die neun Bezirksvertretungen neu gewählt. Dort fallen auch alle Entscheidungen über die Kölner Radverkehrsinfrastruktur. Außerdem wählen wir an dem Tag ein neues Stadtoberhaupt. Hier ist allerdings eine Stichwahl am 28. September zu erwarten. Schon jetzt könnt ihr Briefwahlunterlagen beantragen oder vor Ort die Direktwahl machen.

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https://koeln.adfc.de/artikel/roberto-campione

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