Kölner Unfallzahlen auch 2023 auf weiter hohem Niveau

Jeden Tag gibt es in Köln mehr als 100 Verkehrsunfälle, die von der Polizei erfasst werden. Jeden Tag werden mehr als 15 Menschen verletzt. Alle zwei Wochen stirbt jemand bei einem Verkehrsunfall im Kölner Stadtgebiet.

Aktionstage in homöopathischen Dosen sind keine wirksame Verkehrsunfallprävention.

Bei der Anzahl der Verkehrsunfälle haben wir die Vor-Corona-Zahlen noch nicht wieder erreicht, aber im Vergleich zum ersten Pandemiejahr hat sie bereits wieder um neun Prozent zugenommen. Erschreckenderweise übertreffen allerdings die letztjährigen Verunglücktenzahlen das Jahr 2019 vor Corona. Ebenso ist die Zahl der Getöteten (25, Vorjahr: 13) nach oben geschnellt. Der Anteil der Getöteten, die zu Fuß unterwegs waren, ist mit 14 dabei der höchste Wert seit über seit zehn Jahren.

Was im vergangenen Jahr besonders auffällt, sind deutlich mehr Verunglückte bei Unfällen mit Stadtbahnen (+66%) und die erneute Zunahme der Verunglückten bei Unfällen mit Drogen am Steuer (+22%). Zugenommen haben auch Unfälle mit Verunglückten bei Raserunfällen (+49%), Vorfahrtsvergehen (+40%) und Rotlichtmissachtungen (+17%).

 

Unfälle mit Radfahrenden

Mehr als ein Drittel der Verunglückten waren im letzten Jahr Radfahrende. Bei einem Unfall mit einem abbiegenden Lkw ist ein Mensch auf dem Rad getötet worden. Abbiegeunfälle waren für ein Dutzend Todesfälle in den letzten zehn Jahren verantwortlich.

Abbiegeunfälle (266) und sonstige Vorfahrtsmissachtungen (244) sind auch die mit Abstand häufigste Unfallursachen "zum Nachteil von Radfahrenden", wie es im Polizeijargon heißt. Dem folgen Fehlern von zu Fuß Gehenden gegenüber Radfahrenden (96) und Unfälle beim Überholen (42).

Wenn Radfahrende die Unfälle selbst verursacht haben, geht es meistens um die sogenannte verbotswidrige Straßennutzung (169), also insbesondere die Nutzung von Gehwegen oder das Geisterradeln entgegen der Fahrtrichtung. Dem folgen Unfälle aufgrund unangepasster Geschwindigkeit (147) und missachteter Vorfahrt (112). Und auch Alkohol auf dem Rad (96) ist ein durchaus signifikanter Faktor bei der Entstehung von Verkehrsunfällen.

Bei den anderen Fehlern des Fahrzeugführenden (402) handelt es sich in der Regel um sogenannte Alleinunfälle, die ihre Ursache nicht selten in übersehenen Infrastrukturmängeln, wie Schlaglöchern, Fräskanten, Wurzelaufbrüchen und nicht abgesenkten Bordsteinkanten haben, oder um fehlende Räumung der Straßen und Wege von Laub, Eis und Schnee.

 

Unzureichende Unfallprävention

Wie schon in den vergangenen Jahren weisen wir darauf hin: Viele Unfälle mit Radfahrenden entstehen durch schlechte Infrastruktur oder werden dadurch begünstigt. Unachtsamkeit und zu hohe Geschwindigkeiten von Autofahrerinnen und Autofahrern entstehen durch zu groß dimensionierte Fahrbahnen, fehlende Sichtbeziehungen und unsichere Gestaltung von Kreuzungen. Die Radwege in Köln sind oft in miserablem Zustand, zugeparkt oder enden unvermittelt vor dem Kreuzungsbereich. In vielen Bezirken gibt es nach wie vor praktisch keine regelkonformen Radwege.

Die Polizei betreibt Unfallprävention in homöopathischen Dosen an einzelnen Aktionstagen. Was fehlt, ist eine konsequente und kontinuierliche Arbeit an den Unfallursachen nach dem TOP-Prinzip:

  • Falschparken muss konsequent geahndet werden – diese Aufgabe obliegt der Polizei ebenso wie dem Verkehrsdienst des Ordnungsamtes.
  • Unfallverursachendes Verhalten von Autofahrenden muss regelmäßig kontrolliert und sanktioniert werden – insbesondere Geschwindigkeitsübertretungen, fehlender Schulterblick und zu hohe Geschwindigkeit beim Abbiegen, Rotlichtverstöße, zu geringer Überholabstand.
  • Die richtige Einstellung von Spiegeln an Lkw und die Abbiegegeschwindigkeit muss zum Standardprogramm der polizeilichen Unfallprävention werden.
  • Selbstverständlich muss auch die Sanktionierung des Fehlverhaltens von Radfahrenden intensiviert werden, insbesondere das Radeln auf Gehwegen oder das „Geisterradeln“.
  • Die Polizei muss ihre Möglichkeiten ausschöpfen, sich für eine sichere Radfahrinfrastruktur einzusetzen – zum Beispiel durch eine Intensivierung der Arbeit der Unfallkommission.

 

Fehlende Transparenz

Leider ist eine genauere Analyse der Unfallzahlen nicht möglich, weil sich die Kölner Polizeibehörde der transparenten Offenlegung der Zahlen seit einigen Jahren verweigert. Gab es vor Corona noch jedes Quartal umfangreiche Daten zur Entstehung der Unfälle, gibt es jetzt nur noch Rumpfdaten, die keine Details zum Unfallort und zum Unfallgeschehen mehr enthalten. Der ADFC musste die Arbeit an der eigenen Unfallkarte verkehrsunfaelle.adfc.koeln daher einstellen. Das ist nachteilig für alle, die sich in Politik und Verbänden für eine gezielte Verbesserung der Radfahrinfrastruktur einsetzen und dabei auf solche Informationen angewiesen sind.

Der Öffentlichkeit und den Medien werden schon immer nur gefilterte und kumulierte Daten präsentiert, in denen die Unfalldaten verwaltet werden. Über die Darstellung kontrolliert die Polizeibehörde, über welche Themen in den Medien berichtet wird. Eine eigene Recherche und Analyse durch Presseorgane oder Verbände ist so nicht möglich.

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