Schutzstreifen auf der Xantener Straße

Der Verkehrsausschuss hat am 28. April kontrovers über den Umbau der Kreuzung Xantener Straße / Amsterdamer Straße diskutiert.

Dabei kamen auch die Kritikpunkte zur Sprache, die wir am 27. April geäußert hatten. Wir begrüßen es, dass Politik und Verwaltung sich offen dafür gezeigt haben.

Nun liegen neue Skizzen vor, in denen schmale Schutzstreifen und Aufstellflächen für den Radverkehr vorgesehen sind. Die Bezirksvertretung Nippes wird in ihrer Sitzung am Donnerstag (4. Juni) darüber beraten. Am 10. Juni trifft der Verkehrsausschuss eine abschließende Entscheidung.

Grundsätzliche Kritik bleibt bestehen

Leider hat die Verwaltung keine Veranlassung gesehen, den Klima-Effekt der Umbaumaßnahme neu zu bewerten. Sie bleibt bei der Aussage: Wenn neue Fahrspuren geschaffen werden, ist das gut fürs Klima, weil der KFZ-Verkehr dann schneller fließt. Beide Aussagen sind falsch. Die Politik muss diese Argumentation der Verwaltung korrigieren, um das Bekenntnis der Stadt zum Klimaschutz nicht zur Farce werden zu lassen.

Der Umbau der Kreuzung ist weiterhin grundsätzlich einseitig auf den KFZ-Verkehr ausgerichtet, daran ändern auch Schutzstreifen und Aufstellflächen für den Radverkehr nichts:

  • Umgebaut wird, weil es im Jahr 2007 beschlossen wurde. Die Verwaltung erklärt, der (KFZ-)Verkehr an dieser Kreuzung werde weiter steigen und bezieht sich auf die Verkehrsuntersuchung zu den Clouth-Werken. Diese hatte die Bezirksvertretung Nippes im Jahr 2015 in Auftrag gegeben. Wo sind die Zahlen, aus denen nachvollziehbar hervorgeht, dass hier zwei getrennte Abbiegespuren unabdingbar sind? Auf welcher Annahme beruht die Aussage, dass der KFZ-Verkehr hier zunimmt – werden die Ziele von Köln mobil 2025 in Nippes nicht erreicht werden? Auf vielen anderen Straßen in Köln nimmt der KFZ-Verkehr ab. Sollte das hier nicht der Fall sein: Welche Gegenmaßnahmen planen Politik und Verwaltung? Welche Rolle spielt der Knoten im Verkehrskonzept des Bezirks Nippes?
  • Der U-Turn auf der Amsterdamer Straße in Richtung Süden wird so üppig dimensioniert, dass der bauliche Radweg im Kreuzungsbereich weichen muss. Ist das wirklich nötig? Vor dem Kinderkrankenhaus gibt es bereits einen U-Turn, und auf den 350 Metern bis zur Xantener Straße gibt es keinen nennenswerten Zufluss, schon gar nicht von LKW-Verkehr. Wo sind die Zahlen und Prognosen, die die Notwendigkeit dieser drastischen Maßnahme rechtfertigen?
  • Es fehlt leider weiterhin ein Radverkehrskonzept für den Bezirk Nippes, welches auch die Radverkehrsachse zwischen Nippes und Riehl beschreiben müsste. Wer zwischen den Zentren beider Viertel mit dem Rad unterwegs ist, gelangt nur umständlich in den Nordpark und in den Johannes-Giesberts-Park. Auch um Konflikte zwischen Fuß und Rad in den Grünanlagen zu vermeiden, könnte die Xantener Straße eine wichtige Rolle für den Radverkehr auf der Achse spielen. Mit dem autogerechten Umbau der Kreuzung wird diese Chance vertan.

Details zur neue Skizze mit Schutzstreifen für den Radverkehr

Die jetzt von der Verwaltung skizzierten Schutzstreifen sind möglich, weil das Hochbord verkleinert wird. Das ist ein hoher Preis, der letztendlich der autogerechten Verbreiterung der Fahrbahn geschuldet ist. Wie wird wirksam sichergestellt, dass die Gehwege hier frei von Hindernissen wie Werbesäulen, Stadtmöblierung und Falschparkern bleiben? Kinder bis 8 Jahre dürfen hier in Begleitung ihrer Eltern mit dem Rad fahren. Konflikte auf dem Gehweg sind vorprogrammiert.

Wenn die Schutzstreifen auf der nördlichen Seite beschlossen werden, muss die Bushaltestelle verlegt werden. Es ist noch vollkommen unklar, wie das geschehen soll und welche baulichen Änderungen am neuen Standort notwendig werden.

Der Übergang vom nördlichen Schutzstreifen auf die Fahrbahn ist noch nicht skizziert. Hier entsteht eine Gefahrenquelle, die ggf. durch bauliche Einrichtungen (Einfädelungshilfe) gesichert werden muss.

Das Wichtigste zum Schluss: Auf der gesamten Xantener Straße, mindestens aber im Verflechtungsbereich vor der Kreuzung muss Tempo 30 gelten! Es ist nicht vorstellbar, dass sich Radfahrende hier mit einem guten Gefühl in den mit 50km/h oder schneller fließenden Verkehr einordnen, noch dazu angesichts der in Zukunft getrennten Ampelphasen.

Am Knoten Amsterdamer Straße / Xantener Straße soll offenbar eine Planung durchgedrückt werden, die auf 13 Jahre alten Beschlüssen basiert. Dass nun in letzter Minute der Radverkehr skizzenhaft berücksichtigt wird, ändert daran nichts. Dass all dies ohne nachvollziehbare Verkehrsuntersuchungen und ohne Öffentlichkeitsbeteiligung beschlossen soll, ist nur schwer verdaulich – ausgerechnet in Nippes, dem "Modellbezirk" in Sachen Bürgerbeteiligung. Dass die Verwaltung den Umbauplänen unwidersprochen das Prädikat der Klimafreundlichkeit verleihen darf, macht das Vorhaben endgültig zum verkehrspolitischen Skandal.

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