Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Köln e. V.

ADFC-Fahrradklima-Test 2024: Innenstadt und Ehrenfeld liegen vorn

Beim ADFC-Fahrradklima-Test 2024 hat Köln sich weiter verbessert. Dies vor allem auf die beiden Stadtbezirke Innenstadt und Ehrenfeld zurückzuführen, die von den Kölnerinnen und Kölnern insbesondere bei aktuellen Projekten am besten bewertet wurden.

Zufriedenheitsindex der Radfahrenden in Deutschland

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist der bedeutendste Zufriedenheitsindex der Radfahrenden in Deutschland und zugleich eine der größten Umfragen zum Thema Radverkehr weltweit. Die Studie, die in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr durchgeführt wird, findet 2024 bereits zum 11. Mal statt. Zwischen September und November haben Radfahrende die Möglichkeit, ihre persönliche Einschätzung zur Fahrradfreundlichkeit in ihrer Stadt oder Gemeinde abzugeben.

Das Konzept hat auch international Strahlkraft: Unsere europäischen Nachbarn in Österreich, Frankreich, den Niederlanden, Polen, Tschechien und Schweden haben ähnliche Befragungen auf Grundlage des deutschen Modells etabliert.

 

Inhalte und Methodik der Umfrage

Der Test umfasst 27 standardisierte Fragen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Fahrradfreundlichkeit beschäftigen – darunter die Themen Sicherheit und Komfort, Qualität der Infrastruktur, Förderung des Radverkehrs, das allgemeine Verkehrsklima sowie die subjektive Zufriedenheit der Radfahrenden. Ergänzt wird der Fragenkatalog durch fünf Zusatzfragen zu einem wechselnden Schwerpunktthema, das 2024 unter dem Titel „Miteinander im Verkehr“ steht.

Die Bewertung erfolgt auf einer sechsstufigen Skala, die der in Deutschland bekannten Schulnotenskala von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) entspricht. Ausgewertet werden die Ergebnisse nach sechs Städtegrößenklassen. Um in die offizielle Wertung aufgenommen zu werden, muss eine Stadt eine festgelegte Mindestanzahl an Teilnehmenden erreichen. Beim aktuellen Durchgang wurden 1.047 Orte ausgewertet, die zusammen rund 65 Prozent der deutschen Bevölkerung repräsentieren. Von den Befragten sind etwa 21 Prozent Mitglied im ADFC, und über 90 Prozent nutzen sowohl das Fahrrad als auch das Auto.

Teilnahme in Köln – Entwicklung und Ergebnisse

Die Beteiligung in Köln schwankte in den letzten Jahren: Nach einem Rekordhoch von 4.600 Teilnehmenden im Jahr 2020 sank die Zahl 2022 auf 2.761, was vor allem auf eine geänderte Anmeldemethode zurückgeführt wird. 2024 lag die Zahl wieder höher bei 3.352.

Im Vergleich der Städte mit über 500.000 Einwohnern konnte Köln seine Note von 4,24 (2022) auf 4,19 verbessern und damit Berlin deutlich überholen. Spitzenreiter in dieser Größenklasse ist Frankfurt am Main, gefolgt von Hannover und Bremen. Köln liegt im Mittelfeld der zehn größten Städte, während Berlin bei der Zufriedenheit der Radfahrenden auf dem letzten Platz rangiert. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass eine gegen den Radverkehr gerichtete Politik in der öffentlichen Wahrnehmung negativ bewertet wird.

Besonders positiv hervorzuheben ist, dass sich Köln nun das vierte Mal in Folge in kleinen Schritten verbessert hat – mit einer Steigerung um 0,05 Punkte gegenüber 2022 und insgesamt 0,22 Punkte gegenüber dem schlechtesten Wert aus dem Jahr 2016. Dennoch bleibt der Handlungsbedarf groß.

 

Detaillierte Einblicke

Die Detailergebnisse zeigen, dass 72 Prozent der Befragten Radfahren in Köln als stressig empfinden. 67 Prozent fühlen sich im Verkehr nicht akzeptiert, und 66 Prozent kritisieren die meist negative Berichterstattung der Medien, die sich häufig durch unkritische Übernahme von Polizei-Pressemitteilungen und den Fokus auf Parkplatzverluste statt Radverkehrsverbesserungen auszeichnet.

Positiv ist, dass 58 Prozent die Entwicklung des Radverkehrs in den letzten Jahren anerkennen. Die Förderung des Radverkehrs wird im Vergleich zu 2012 sogar um mehr als eine Schulnote besser bewertet – auch wenn das Ergebnis im Vergleich zu 2022 leicht schwächer ausfällt, was auf den abebbenden „#RingFrei“-Effekt zurückgeführt wird.

Besonders kritisch sehen die Radfahrenden die Arbeit des Ordnungsamts (86 Prozent unzufrieden) sowie die Leistungen der AWB bei Straßenreinigung (74 Prozent unzufrieden) und Winterdienst (66 Prozent unzufrieden). Auch die Ampelschaltungen werden von 86 Prozent als nachteilig beurteilt, wenngleich es hier eine Verbesserung um 0,15 Punkte gegenüber 2022 gibt. Gute Beispiele sind das Dauergrün am Hansaring und die sensorgesteuerte Auffahrt auf die Severinsbrücke.

Im Bereich Sicherheit zeigt sich wenig Fortschritt. Nach wie vor geben zwischen 75 und 89 Prozent der Teilnehmenden negative Bewertungen ab. Die Breite der Wege wird besser bewertet, bleibt aber stark am unzureichenden Gesamtbestand orientiert. Verbesserungen gibt es bei der Baustellenführung – wenn auch auf niedrigem Niveau – doch wird hier viel gute Arbeit des Mobilitätsdezernats durch andere Akteure konterkariert. Ein besonderes Sorgenkind bleibt die Fahrradmitnahme in Bus und Bahn: Hier belegt Köln bundesweit den letzten Platz, mit 76 Prozent unzufriedenen Stimmen.

Erfreulich ist, dass neue Infrastruktur das zügige Radfahren erleichtert. Eine Mehrheit bewertet die Geschwindigkeit auf dem Rad mittlerweile positiv. Auch bei der Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr gibt es mit 84 Prozent Zustimmung ein gutes Ergebnis, was für eine alte und enge Stadt wie Köln besonders wichtig ist. Die öffentlichen Leihräder haben sich ebenfalls verbessert (77 Prozent Zufriedenheit), leiden aber unter Problemen mit der Zuverlässigkeit des Systems und der Nicht-Verfügbarkeit vor allem in Chorweiler, Porz und Rodenkirchen.

 

Schwerpunktthema „Miteinander im Verkehr“

Beim Schwerpunktthema „Miteinander im Verkehr“ erreicht Köln eine Note von 4,28 und liegt damit auf Platz 9 von 15 Großstädten. Die größten Konflikte empfinden Radfahrende im Umgang mit dem motorisierten Verkehr (84 Prozent), gefolgt von Konflikten mit Fußgängern (64 Prozent) und anderen Radfahrenden (48 Prozent). Letzteres ist bundesweit ein vergleichsweise ein sehr schlechtes Ergebnis. Die Konflikte mit dem Fußverkehr hängen oft mit unklaren Radwegeführungen zusammen, wie etwa am Eigelstein, wo Fußgänger häufig die Fahrbahn nutzen.

 

Ergebnisse nach Stadtbezirken

Die Bewertung variiert stark nach Stadtbezirk:

  • Innenstadt: 4,07 (beste Bewertung)
  • Ehrenfeld: 4,11
  • Weitere Bezirke: 4,21 bis 4,72

Maßgeblich für diese Unterschiede ist die Radverkehrsförderung der letzten Jahre:

  • Innenstadt: 3,38
  • Ehrenfeld: 3,56
  • Weitere Bezirke: 4,56 bis 5,20

Besonders negativ fällt Kalk auf, das am häufigsten die schlechteste Note erhielt, vor allem wegen Konflikten mit Falschparkern. Auch Chorweiler wurde häufig schlecht bewertet, wenngleich es dort auch viele Bestnoten gab – vor allem wegen geringerer Konflikte. Es zeigt sich deutlich, dass die vorhandenen Radverkehrskonzepte ausschlaggebend sind. Köln muss nach der Kommunalwahl Konzepte für die fehlenden sieben Bezirke erstellen und die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen bereitstellen.

Alle Ergebnisse und detaillierte Tabellen sind online verfügbar unter: fkt.adfc.de


Über den ADFC Köln

Der ADFC ist ein Verband von Radlerinnen und Radlern, die gemeinsam das Ziel verfolgen, den Verkehr fahrrad- und fußgängerfreundlicher zu gestalten. Der ADFC Köln e.V. wurde 1979 gegründet. Inzwischen ist die Mitgliederzahl auf über 5.000 fahrradbegeisterte Radlerinnen und Radler angewachsen. Das Gebiet umfasst die Stadt Köln.

Weitere Informationen
https://koeln.adfc.de/neuigkeit/die-innenstadt-und-ehrenfeld-sind-die-fahrradfreundlichsten-stadtbezirke

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