fahrRAD! 1/2009:Tropfen und heiße Steine / Mit dem Rad zur Arbeit / Klaar Kiming
In der Sommerausgabe werden verschiedene Themen der Kölner Verkehrspolitik beleuchtet
Liebe Leserinnen und Leser,
Es gibt im Stadtgebiet von Köln ungefähr 27.000 Fahrradstellplätze im öffentlichen Straßenland. Eine hohe Zahl, sollte man meinen, doch dem ist leider nicht so. Zum Vergleich: Für Pkw gibt es allein in der Innenstadt 25.000 Parkplätze. Schätzungen gehen von 800.000 Fahrrädern in der Stadt aus, die natürlich nicht alle gleichzeitig bewegt werden. Dennoch wird hier das Missverhältnis bereits sichtbar. Erschwerend kommt hinzu, dass viele der besagten 27.000 Fahrradstellplätze untauglich sind und sich nicht immer dort befinden, wo sie gebraucht würden. Lesen Sie dazu unseren Artikel „Tropfen und heiße Steine“ ab Seite 6. Das Problem ist bei der Stadtverwaltung nicht unbekannt, und so ist die Initiative des Fahrradbeauftragten Jürgen Möllers, in einer Art städtischer Selbstverpflichtung jährlich 1.000 neue Fahrradstellplätze zu schaffen, sehr zu begrüßen. Die „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte und Gemeinden in NRW“ (AGFS) fand das gleich so gut, dass sie die Stadt Köln dafür als Kandidatin für den von ihr und dem Bundesverkehrsministerium ausgelobten Preis „Best for Bike“ nominierte, der am 8. Mai beim Nationalen Radverkehrskongress in Berlin verliehen werden soll. Schon die Nominierung ist eine Auszeichnung. Zwar gehören in einer Großstadt Fahrradständer eher zu den Alltagsaufgaben der Verwaltung. Aber solange das Verkehrsmittel Fahrrad nicht gleichberechtigt behandelt wird, haben solche Maßnahmen Leuchtturmcharakter und verdienen Applaus. Keinen Leuchtturmcharakter hat hingegen die erneute Verschiebung des Umbaus der Venloer Straße. Mir fällt in diesem Zusammenhang nur noch der Begriff „Posse“ ein, und ansonsten rette ich mich in die Vorstellung, dass die Maßnahme nun endlich, endlich 2010 realisiert werden wird. Mehr dazu auf Seite 12. Die „Krise“ ist in aller Munde. Der kleine Mann und seine kleine Frau scheinen die „Krise“ aber hauptsächlich als Autoabsatzkrise zu begreifen und langen bei der „Abwrackprämie“ freudig zu. Dass dabei weiterhin Ressourcen verschwendet werden und steuerbegünstigt Volksvermögen vernichtet wird, kommt ihnen dabei nicht in den Sinn. Sicher kennen auch Sie, genau wie ich, aus Ihrem Bekanntenkreis einen Fall, wo ein Auto, gut gepflegt und gewartet und absolut in Schuss, der Schrottpresse anheim gegeben und gegen ein Neufahrzeug ausgewechselt wurde, nur weil im Wahlkampfjahr 2009 die Regierung mit der „Abwrackprämie“ lockt. „Panem et circenses“ - Brot und Spiele -, damit hielten bereits die alten Römer ihr Volk bei Laune. Unser Autor HansGeorg Kleinmann beleuchtet in seinem Artikel auf Seite 14, wie die Verantwortlichen auf allen Ebenen, und auch wir selbst, nach wie vor in altem Denken verhaftet sind. Ein gutes Beispiel dafür bietet auch die Stadtverwaltung im bergischen Wermelskirchen. Dort löst der Wunsch nach Öffnung einer Einbahnstraße für den Radverkehr gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung nicht gerade Freude aus - man gibt hier eindeutig dem Automobil den Vorzug, hier liegt eben die Fahrrad-Diaspora (S. 16). Obwohl das einzige Fahrzeug, dass die Bezeichnung „automobil“, also im Wortsinn aus eigener Kraft mobil, verdient, das Fahrrad ist. Sie, liebe Leserinnen und Leser, treiben es mit den erneuerbaren Energien Ihrer Muskulatur an , schonen dabei Ihren Geldbeutel, die Umwelt und tun etwas für Ihre Gesundheit. Ob Sie nun an einer unserer mehr als hundert Touren in dieser Saison teilnehmen oder nicht: Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Sommer, interessante Reisen und viele neue Eindrücke. In diesem Sinne: bleiben Sie automobil!
Herzliche Grüße aus der Feuerwache Ihr Erich Koprowski
Folgende Themen in dieser Ausgabe:
- Editorial
- Leserbrief
Verkehr
- Tropfen und heiße Steine
- Die Fahrradleichen von Köln
- Schiebung - Der Ausbau der Venloer Straße verzögert sich erneut
- Faust in der Tasche - Kommentar
- Autokrise, Energiekrise, Finanzkrise...
- Fahrrad-Diaspora
- Aktivitäten der Mülheimer Fahrrad Gruppe
ADFC aktiv
- Alles bleibt anders Bericht von der Mitgliederversammlung
- Kurz notiert
- Neue Kurse der Radfahrschule
- Ansprechpartner, Förderer, Auslagestellen
- Ehrenamtliche „FahrRad!“- Boten gesucht
- Übersicht über die Zustellbezirke
- Mit dem Rad zur Arbeit
- „Tandem gefällig?“
- Mitgliederentwicklung positiv
- Beitrittserklärung
Op Jöck
- Touren und Treffs
- Der Junge mit der Mundharmonika
- Autofreie Erlebnistage im Rheinland
- Zeltkauf - was Reiseradler alles beachten müssen
- Klaar Kiming - Op Jöck in Ostfriesland
GPS
- Trailino
Kolumne
- Neue Karten und Bücher aus der Region
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