fahrRAD! 2/2010: Denkanstöße - „Geisterräder“ in Köln / Trans Nederland
Der Kölner Fahrradbeauftragte wird in dieser Ausgabe vorgestellt und ein Blick zu den Nachbarn in den Niederlanden zeigt dass es anders geht.
Liebe Leserinnen und Leser,
der Radverkehr in unserer Stadt hat erheblich zugenommen und liegt zur Zeit bei 12 Prozent - bezogen auf das gesamte Stadtgebiet. In der Innenstadt, in Ehrenfeld, Lindenthal und Nippes ist das Radverkehrsaufkommen ungleich höher. Mancherorts übersteigt die Zahl der Fahrten, die mit dem Fahrrad unternommen werden diejenige, die mit dem Auto erledigt werden. Das ist erfreulich. Unerfreulich sind hingegen die Begleiterscheinungen. Die Verkehrsinfrastruktur in der Stadt ist bekanntlich dem ständigen Anstieg des Radverkehrs in keiner Weise gewachsen. Notwendige Änderungen kommen aber nur langsam und nur stückchenweise in Gang. Das liegt aber keinesfalls an der Arbeit des Teams des Fahrradbeauftragten, das sein Aufgabengebiet in dieser Ausgabe von „FahrRad!“ vorstellt und das wir künftig regelmäßig zu Wort kommen lassen wollen. Vielmehr ist der politische Wille, die aus unserer Sicht notwendige Verkehrswende endlich nachhaltig anzugehen, nach wie vor nicht erkennbar. Es wird in kölscher Manier weitergewurschtelt. 2010 gab es gerade mal zwei Millionen Euro zur Sanierung der Radwege. Damit kommt man nicht weit. Na sicher, die Kassen sind leer - aber sind sie das nicht immer? Zum Vergleich: Die Stadtregion Amsterdam strebt einen Radverkehrsanteil von 37 Prozent an und hat in ihrem Dreijahresplan für 2007 2010 Ausgaben für den Radverkehr in Höhe von 69,3 Millionen Euro vorgesehen - eine klare Investition in die Zukunft. Hierzulande hingegen erkennen viele der Verantwortlichen in Politik und Verwaltung immer noch nicht richtig die Chancen, die im massiven Ausbau des Radverkehrs stecken. Statt eines komfortablen und sicheren Radverkehrs herrschen in Köln eben nur radverkehrsähnliche Zustände. Die hohen Unfallzahlen mit Radfahrerbeteiligung und bislang fünf getötete Radfahrer in diesem Jahr legen ein beredtes Zeugnis davon ab. Routinemäßig sucht die gemeinsame Unfallkommission aus Polizei und Stadtverwaltung zwar die Unfallstellen auf, an denen Verkehrsteilnehmer zu Tode kamen. Die Schlussfolgerungen lauten dann meistens, dass es „keine sinnvollen verkehrstechnischen Maßnahmen“ gibt, solche Unfälle künftig zu verhindern. Nun, wir sind da anderer Meinung (S. 5 ff). Aber es ist eben nicht nur ein Problem der Politiker oder der Verwaltung, es geht uns alle an, die Stadt-Gesellschaft als Ganzes ist gefragt.
Welchen Verkehr wollen wir? Wollen wir in einer Stadt leben, die an ihren täglichen Staus erstickt, deren Luft entlang der großen Einfallstraßen zum Schneiden ist? Wo es lebensgefährlich sein kann, sich zu Fuß oder per Rad fortzubewegen? Viele Menschen in Köln haben diese Fragen bereits eindeutig beantwortet. Trotz aller Widrigkeiten schwingen sich täglich mehr und mehr Leute aufs Rad, und auch die Sternfahrt am 19. September war eine eindrucksvolle Demonstration für das umweltfreundlichste Verkehrmittel nach Schusters Rappen. Durch ihre Wahl des Fahrrads als Verkehrsmittel bekunden immer mehr Kölner ihren Willen zum Wechsel, machen ihn zur „res publica“, zur öffentlichen Sache. Höchste Zeit also, dass unsere gewählten Vertreter im Rat die Zeichen der Zeit erkennen und danach handeln. In Basel ist man da schon ein Stück weiter. Dort wird dem „Langsamverkehr“ der Vorrang vor dem MIV (Motorisierter Individualverkehr) eingeräumt, wie Joachim Schalke zu berichten weiß. Gemessen daran sind die jährlichen „Mängeltouren“ in Köln nur ein Tröpfchen auf den heißen Klima-Stein. Unser Autor Hans-Georg Kleinmann fährt fort mit der Analyse der Auto-Krise. Im Standpunkt stellt er fest, dass die Risiken im Straßenverkehr ungleich verteilt sind und es kein Recht auf schnelles Fahren gibt. Vielleicht brauchen wir alle ja noch ein paar Denkanstöße. Die „Geisterräder“, die der ADFC an den tödlichen Unfallstellen 2010 aufgestellt hat und auch künftig aufstellen wird, sind jedenfalls als solche gedacht. Nicht jedem gefällt das, und auch wir würden lieber darauf verzichten (können)!
Herzliche Grüße aus der Feuerwache Ihr Erich Koprowski
Folgende Themen in dieser Ausgabe:
- Radverkehrsähnliche Zustände
Verkehr
- „Keine sinnvollen verkehrstechnische Maßnahmen“
- Gedanken zu Fahrradunfällen - Standpunkt
- Denkanstöße - „Geisterräder“ auch in Köln
- Anstößiges Bubenstück - Poller auf dem Rheinuferradweg
- K(l)eine Verbesserungen - Mängeltour 2010
- Wer hat‘s erfunden? - Bericht über eine Veranstaltung der Fahrradakademie
- Fahrradsternfahrt - Ein Blick hinter die Kulissen
- Bewegte Zeiten - Chronik einer Autokrise
- Das Team des Fahrradbeauftragten
- Cycolonia - Komm in die Gänge!
Soziale Fahrradprojekte
- Kopfstand auf der Cycolonia - 180 Grad ist wieder dabei
ADFC aktiv
- Rauf aufs Rad - Die Radfahrschule des ADFC
- Radbrief - Der Newsletter des ADFC
- Gehaltsbausteine - Wir brauchen mehr Baumaterial!
- Einladung zur Mitgliederversammlung
- ADFC - Da simmer dabei!
Op Jöck
- Unsere Touren - Ein Wort zuvor
- Winter-Tourenprogramm
- Trans Nederland oder die Entdeckung der Knotenpunkte - Radreisebericht
- Genieße den Herbst in Zuid Limburg
- Schweres Gerät
Kolumne
- ANAU EVAU - Velophilus
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