“Am Kümpchenshof” - Erfahrungsbericht und Lösungsvorschlag
Warum eine gemischte Auto-Rad-Spur vor dem Parkhaus eines großen Multiplex-Kinos nicht funktioniert und die simple Lösung
In den Sommerferien 2015 wurde die Straße “Am Kümpchenshof” am Mediapark umgestaltet. Hierbei handelt es sich um einen der wichtigsten Knotenpunkte sowohl für den Radverkehr als auch für den motorisierten Individualverkehr. Vor dem Umbau standen dem Autoverkehr vier volle Fahrspuren zur Verfügung, dem Radverkehr keine. Ziel war es daher, dass “[…] die Straße unter Berücksichtigung der Belange aller Verkehrsarten umgestaltet werden” sollte.
Doch was ist mit dem Radverkehr? Dieser war in den alten Beschlussvorlagen immerhin durch den rot markierten Eingangsbereich der Spur geplant.
Um den Radverkehr etwas besser zu berücksichtigen keimte die Idee der Shared Lane auf, also einer gemeinsamen Fahrspur für Rad- und Autofahrer. Zur Verdeutlichung des Zwecks dieser Spur wurden großflächige Piktorgramme auf der Fahrbahndecke aufgebracht, ein Fahrrad- sowie ein Parkhaus-Symbol. Allerdings ist das Parkhaus-Symbol deutlich größer und farblich auffälliger als das Fahrradsymbol.
Ob es an den Piktogrammen liegt oder an dem Konzept der Shared Lane allgemein ändert am folgenden Ergebnis nichts.
Erfahrungssbericht
Die letzten Monate zeigen leider sehr deutlich, dass Verbesserungen für den Radverkehr nicht existent sind. Neben dem absehbaren hohen Aufkommen von Autos die sowohl tagsüber als auch abends, während der Woche genauso wie am Wochenende in die Tiefgarage abbiegen wollen, wird die Spur leider zusätzlich von vielen weiteren Verkehrsteilnehmern zweckentfremdet:
- Taxifahrern die dort halten oder gar parken um auf Hotel-Gäste zu warten oder dort rauszulassen
- Autofahrern die dort halten und jemanden am Kino aussteigen lassen und dann über die Erhebung zurück auf die ursprünglichen Spuren fahren
- Autofahrern die absichtlich diese Spur nutzen um andere Autos rechts zu überholen und am Ende wieder auf die anderen Spuren zu wechseln
Darüber hinaus achten die wenigsten Autofahrer beim Abbiegen in die Tiefgarage auf kreuzende Radfahrer. Dass es hier bisher noch zu keinem schweren Unfall gekommen ist kann nur auf umsichtiges Verhalten der Radfahrer zurückzuführen sein.
Das oben genannte Verhalten der Auto-und Taxifahrer ist leider kein Einzelfall, sondern lässt sich dort zu fast jeder Uhrzeit beobachten. So ist die Idee der geteilten Spur schon im theoretischen, reibungslosen Zustand nicht jedermanns Sache. Viele möchten mit dem Fahrrad generell nicht in Konkurrenz zu Autos und LKW treten. Am Kümpchenshof kommt noch erschwerend hinzu, dass es sich um ein vielbefahrenes Parkhaus mit über 1.500 Stellplätzen handelt. In Kombination mit den Taxis und der Spur als Absetzpunkt ist die Infrastruktur für Radfahrer kaum nutzbar.
Die derzeitge Lösung ist für eine Stadt die sich eine Steigerung des Radverkehrs und eine Reduzierung des Autoverkehrs auf die Fahne geschrieben hat ungenügend. Damit der Radverkehr an dieser Stelle endlich den Raum erhält den er gerade dort dringend benötigt (die angrenzende Maybachstr. ist eine der Hauptverkehrsachsen des städtischen Radverkehrs) ist eine erneute Bewertung der Situation unabdingbar.
Lösungsvorschlag
Was vielleicht nicht jedem klar ist, das Parkhaus, welches unterirdisch weite Teile des Mediaparks umfasst, hat zwei Ein- und Ausfahrten. Der zweite Zugang befindet sich im Bereich der Erftstraße und ist in seiner Dimension autobahnartig angelegt.
Somit wäre die umstrittene Zufahrtsspur Am Kümpchenshof überflüssig. Die Ein- und Ausfahrt über die Erftstraße bedarf keiner Umbaumaßnahmen. Die U-Turn-Möglichkeit ist lediglich 900m entfernt und bereits ausgeschildert. Die dortige Einfahrt in das Parkhaus ist durch eine eigene Abbiegespur und eine überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit der Fahrbahn ausgestattet. Die gigantische Zerschneidung des Lebensraums durch die „Autoschlucht“, wie in den 90’er Jahren üblich, könnte jetzt wenigstens zur Entspannung der Situation an der Maybachstraße beitragen. Auch die Problematik des vermeintlichen Rückstaus an den Ringen wäre somit aufgelöst.
Wenn Köln die im Strategiepapier „Köln Mobil2025“ angestrebte Veränderung der Mobilität wirklich ernsthaft erreichen will, dann muss kurzfristig die neue Spur zu einer reinen Fahrradspur werden und der Autoverkehr wieder auf die vier ursprünglichen Spuren begrenzt werden.
Die einzigen kleinen baulichen Anpassungen wären:
- ein Schild an der derzeitigen Einfahrt am Kümpchenshof mit dem Hinweis zur Einfahrt an der Erftstraße.
- Die Einfahrt am Kümpchenshof für den Autoverkehr durch Poller verhindern
- Die Taxizone am Cinedom als Absetzpunkt für Hotel- und Kinobesucher im privaten Pkw ausweisen
Außerdem muss seitens Politik und Verwaltung dringend das Gespräch mit dem Kinobetreiber gesucht werden um anreisende Kinobesucher zur Nutzung anderer Verkehrsmittel zu bewegen. Es kann nicht sein, dass auf der Homepage des Kinos die nahe gelegenen U-und S-Bahn-Haltestellen mit keinem Wort erwähnt werden. Darüber hinaus könnte über eine Kooperation mit der KVB bzw. dem VRS nachgedacht werden um beim Online-Kauf von Kinotickets die Gratis-Nutzung des ÖPNV zur An-und Abreise anzubieten (wie es heute bereits bei vielen Veranstaltungen normal ist).
Autoren: Christian Hüskens, Jonas von Knobloch