Chancen und Risiken auf der Oskar-Jäger-Straße
Die Stadtverwaltung hat Pläne für den Umbau der Oskar-Jäger-Straße (OJS) zwischen Aachener Straße und Weinsbergstraße/Widdersdorfer Straße vorgelegt.
Wie die Stadt richtig darstellt, ist die aktuelle Radinfrastruktur auf der OJS durchgängig mangelhaft und nicht sicher befahrbar. Wir begrüßen es daher sehr, dass im Zuge des Umbaus die Situation für den Radverkehr verbessert werden soll.
Leider ist eine Beteiligung der Fachverbände im Rahmen der in Ehrenfeld und Lindenthal etablierten „Runde Tische Radverkehr“ bisher nicht erfolgt. Im Januar 2020 wurden im RT Ehrenfeld Pläne aus dem Jahr 2019 diskutiert, die Schutzstreifen im Bestand als vorgezogene Optimierungsmaßnahme vorsahen. Bei der der jetzt vorliegenden Planung handelt es sich dagegen um einen Vollumbau.
Obwohl die Straße nun umfassend umgebaut werden soll, halten wir die vorgesehene Neuaufteilung der Verkehrsflächen nicht für ambitioniert genug. Die geplanten Führungsformen sind nicht dazu geeignet, mehr Menschen für den Umstieg auf das Fahrrad zu begeistern und deutlich mehr Radfahrten sicher abzuwickeln.
Fehlende Trennung
Die Pläne stehen zudem im Widerspruch zum Radverkehrskonzept Ehrenfeld, dessen Radverkehrshauptnetz die BV Ehrenfeld Ende 2018 beschlossen hatte. Die OJS ist darin dem „Gelben Netz“ zugeordnet, auf dem der Radverkehr in der Regel vom Kfz-Verkehr zu trennen ist. In den Unterlagen des Facharbeitskreises zum Radverkehrshauptnetz haben die federführenden Gutachter festgehalten, dass eine getrennte Führung auf der OJS sogar unbedingt notwendig ist, weil sie zum LKW-Führungsnetz gehört. Es findet also viel Schwerlastverkehr statt. Darüber hinaus fährt hier eine KVB-Buslinie. Mit dem nun vorgesehenen Mix aus Radfahr- und Schutzstreifen wird keine ausreichende Trennung hergestellt. Aus unserer Sicht ist die OJS ein Paradebeispiel für eine Straße, auf der eine physische Trennung zwischen Rad- und Kfz-Verkehr erforderlich ist. Wenn wir hier trotz Schwerlastverkehr nicht durchgängig und konsequent trennen, wo dann?
Schutzstreifen in Mittellage
Der Schutzstreifen für Linksabbieger in die Stolberger Straße ist ein weiteres Beispiel für die Missachtung des Trennungsprinzips und stellt ein Sicherheitsrisiko für Radfahrende dar – gerade mit Blick auf die hohen Differenzgeschwindigkeiten zum Kfz- und Schwerlastverkehr. Das Risiko wird verschärft, weil sich der Radverkehr auf Höhe des Buskaps in den Kfz-Verkehr einordnen muss. Ähnliches gilt für die Radwege in Mittellage am Knoten Weinsbergstraße/Widdersdorfer Straße.
Breite der Radwege
Die Pläne sehen Breiten zwischen 1,50m und 2m vor, vermutlich ist dies zum Teil sogar inklusive Markierung gerechnet. Insbesondere unter Berücksichtigung der notwendigen Seitenabstände für überholende Kfz sind aber 2,50m zzgl. Sicherheitsabständen zu ruhendem Verkehr notwendig, damit der Radverkehr sicher fließen kann.
Abschnitt Gürtel bis Aachener Straße / Kfz-Parken
Der Gehweg auf der Ostseite entlang der Friedhofsmauer hat keine verkehrliche Bedeutung und dient ausschließlich der Erreichbarkeit der Pkw-Stellplätze. Somit will die Verwaltung über ein Drittel des Straßenprofils (4,5m) dem ruhenden Verkehr zuschlagen. Die hier neu geplanten Baumpflanzungen stehen in unmittelbarer Konkurrenz zur Bepflanzung jenseits der Friedhofsmauer. Diese viereinhalb Meter des Straßenprofils könnten sinnvoller genutzt werden, z.B. für eine neue Gestaltung der Nebenanlage der VHS bzw. des Bezirksrathaus Lindenthal. Es fällt auch ansonsten auf, dass die Planungen Platz an Kfz-Parkplätze vergeben und damit die gestalterischen Möglichkeiten einschränken. Insbesondere in einem Gewerbegebiet ist dies unverständlich.
Knotenpunkt OJS/Aachener Straße
Wir freuen uns sehr darüber, dass die Querung der Aachener Straße von der Klosterstraße aus in die OJS nun für den Radverkehr möglich gemacht wird. Die vorgelegte Planung des Knotens birgt aber beträchtliches Konflikt- und damit Unfallpotenzial, weil die Abbiegebeziehungen sehr komplex sind. Wir schlagen vor, die Geradeaus- und Rechtsabbiegespur für den MIV aus der OJS in die Klosterstraße und Aachener Straße entfallen zu lassen und dem Rad- und Busverkehr zuzuschlagen. Auch der Entfall der Linksabbiegespur von der Aachener Straße in die Klosterstraße bietet sich an.
Für die Klosterstraße ergäbe sich damit eine große planerische Chance. Mit dem Wegfall könnte der Kfz-Durchgangsverkehr auf der Klosterstraße reduziert werden. Dies würde nicht nur die die Bedingungen für den Radverkehr deutlich verbessern, sondern auch die Lebensqualität der Anwohner*innen und die Aufenthaltsqualität rund um den Rautenstrauch-Joest-Kanal stark erhöhen. Die Querung am Kanal könnte deutlich menschenfreundlicher gestaltet werden. Die Achse OJS-Klosterstraße ist laut Radverkehrskonzept Lindenthal eine der Hauptverbindungen des Radverkehrs zwischen Sülz, Lindenthal und Ehrenfeld. Die BV Lindenthal könnte diese Achse mit einem entsprechenden Beschluss stärken.
Fahrradparken
Hinsichtlich der geplanten Kfz-Stellplätze wird eine Vorher/Nachher-Betrachtung vorgelegt. Für Fahrradparken dagegen nicht. Warum? Die Planung sieht weniger Fahrradabstellplätze als bisher vor. Am Bezirksrathaus/VHS wird die Zahl der bestehenden Fahrradnadeln gekürzt. Hier müssen durch Umnutzung von MIV-Parkraum Fahrradparkplätze geschaffen werden.
Tempo 30
Insbesondere bei nicht ausreichender Trennung des Radverkehrs muss durchgängig ein Tempolimit von 30 km/h angeordnet werden, um die Differenzgeschwindigkeiten zu reduzieren und damit die Sicherheit zu erhöhen.
Für das neue Radverkehrskonzept Ehrenfeld sind diese Pläne eine erste Belastungsprobe. Wir hoffen, dass die Bezirksvertretungen Ehrenfeld und Lindenthal durch entsprechende Beschlüsse dafür sorgen, dass die planerischen Chancen eines Vollumbaus für immerhin 8 Mio. Euro noch besser ausgeschöpft werden – insbesondere zugunsten von mehr Sicherheit für den Radverkehr.
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