10 Jahre Radverkehrskonzept für Lindenthal, Sülz und Klettenberg
Am 16. Januar 2025 lud der ADFC Köln im Ventana Köln unter dem Motto „Sicher Radeln im Veedel?" zu einem Werkstattgespräch anlässlich des 10-jährigen Bestehen des Radverkehrskonzepts für die Stadtteile Lindenthal, Sülz und Klettenberg ein.
Gemeinsam mit interessierten Bürger:innen, Politiker:innen, Gästen aus der Verwaltung und Verbänden zogen wir eine Bilanz und diskutierten den Umsetzungsfortschritt 10 Jahre nach Beschluss des Konzepts. Das Grußwort hielt Helga Blömer-Frerker, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin im Bezirk Lindenthal.
Das Radverkehrskonzept
Das Radverkehrskonzept für Lindenthal, Sülz und Klettenberg wurde 2014 nach einem mehrjährigen Beteiligungsprozess von der Bezirksvertretung Lindenthal beschlossen und enthielt über 100 Maßnahmen zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur in den Stadteilen. In ihrem Beschluss benannte die Bezirksvertretung 10 Achsen zur vorrangigen Bearbeitung, darunter drei prioritäre Maßnahmen.
Bilanz des ADFC Köln
In seiner Bilanz zeigte der ADFC anhand von Beispielen auf was in den Stadteilen bis heute erreicht wurde, aber auch wo noch Lücken in der Umsetzung bestehen.
Positiv bewertet wird z.B. die Einrichtung einiger Fahrradstraßen an relevanten Routen im Bezirk, z.B. die Fahrradstraßen an der Euskirchener Straße, an der Zülpicher Straße. oder am Eifelwall. Nicht alle Fahrradstraßen haben jedoch einen ausreichenden Qualitätsstandard, wie z.B. die Fahrradstraße Weyertal. Die Umsetzung eines Großteils der geplanten Fahrradstraßen steht Stand heute immer noch aus. Dringender Handlungsbedarf besteht hier vor allem bei zentralen Verbindungen durch den Bezirk, wie z.B. der Fahrradstraße Bachemer Straße
In Bezug auf die sonstigen Maßnahmen (z.B. Einrichtung von Radwegen, Markierung von Kreuzungen, etc.) ist festzustellen, dass an vielen Stellen Einzelmaßnahmen umgesetzt wurden, es jedoch Summe aber an durchgängigen Netzen und einem transparenten Monitoring zum Umsetzungsfortschritt fehlt.
Eine offensichtliche Lücke im Radverkehrsnetz stellt ebenfalls bis heute der ausbleibende Umbau der zentralen Achsen und Kreuzungen dar. Beispielhaft wurden die Luxemburger Straße diskutiert (eine Straße mit einer hohen Anzahl an lebensgefährlichen und tlws. tödlichen Unfällen), die Berrenrather Straße (eine zentrale Geschäftsstraße in Sülz die seit Jahren auf den fahrradfreundlichen Umbau wartet) sowie die Kreuzung Universitätsstraße/Aachener Straße (die 2021 im Unfallatlas der Polizei NRW als gefährlichste Kreuzung in NRW identifiziert wurde). Hier kritisiert der ADFC auch die fehlende Kommunikation der Stadtverwaltung. Das Interesse der Bürger:innen im Bezirk ist hoch- es braucht hier regelmäßige, proaktive Informationsformate zum Status der Projekte.
In Summe wurden in den letzten 10 Jahren vereinzelt Maßnahmen in den Stadteilen umgesetzt. Es ist jedoch noch ein weiter Weg hin zu einer durchgängigen, sicheren Radverkehrsinfrastruktur, die das Fahrrad für die breite Masse der Menschen im Bezirk attraktiv und die Verkehrswende möglich macht.
Dafür braucht es Verbindlichkeit in den Planungen, die auch mit ausreichend Personal und Ressourcen hinterlegt sein müssen.
Gruppendiskussionen
In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmer:innen der Veranstaltung anschließend, wo es aus Ihrer Sicht heute noch Verbesserungen für den Radverkehr in den Stadtteilen braucht.
Gruppe 1: Radverkehrsnetz und Maßnahmenplan
In der ersten Gruppe wurden Orte im gesamten Gebiet des Radverkehrskonzepts besprochen.
Hier wurde zum einen Lücken in Radverkehrsnetz auf wichtigen Längs- und Querachsen diskutiert. Mehrfach genannt wurden z.B.
- Die Einbahnstraße Klosterstraße/Ecke Aachener Straße
- Mangelnde Befahrbarkeit der Achsen Nikolausstraße/Palanterstraße (u.a. aufgrund des Kopfsteinpflasters)
- Fehlende Radwege an der Sülzburgstraße zwischen Berrenrather Straße und Luxemburger Straße (sowie Gefahren durch Schrägparken)
Ebenfalls Thema waren gefährliche Knotenpunkte und Kreuzungen, vor allem:
- Gefährliche Radwegführung und Ampelschaltung an der Kreuzung Luxemburger Straße/ Sülzgürtel
- Umständliche Radverkehrsführung an der Kreuzung Kerpener Straße/Universitätsstraße (Mehrfachquerung notwendig)
Gruppe 2: Fahrradstraßennetz
Das aktuell geplante Fahrradstraßennetz wurde in der zweiten Gruppe behandelt.
In der Diskussion bilden sich vier Schwerpunkte:
- Qualität bestehender Fahrradstraßen
- Schulwege
- Weyertal
- Bachemer Straße
Fahrradstraßen wurden von den Bürgerinnen und Bürgern insgesamt sehr positiv gesehen und begrüßt. Es werden sich mehr davon gewünscht, insbesondere vor Schulen und als Teil von Schulwegen. Die Bachemer Straße wurde als zentrale Achse für den Radverkehr angesehen. Dass dort nichts passiert, stieß allgemein auf Unverständnis.
Die Teilnehmenden beklagten die häufigen Konflikte mit dem Kfz-Verkehr in den bereits angelegten Fahrradstraßen - zum einen mit entgegenkommenden Autos in freigegebenen Einbahnstraßen, zum anderen mit unangemessenen Geschwindigkeiten bei sehr breiten Fahrradstraßen, wie etwa dem Weyertal. Auch fehlendes Regelbewusstsein bei Autofahrenden wurde als Problem genannt.
Gruppe 3: Luxemburger Straße
In der dritten Gruppe wurde die Luxemburger Straße als zentrales Projekt der Mobilitätswende verhandelt. Die Neuaufteilung von Verkehrsflächen und Maßnahmen zum Schutz von Rad- und Fußverkehr werden gefordert.
Viel diskutiert wurde zur Einrichtung von Tempo 30 als Alleskönner:
- Ampelschaltungen müssen angepasst werde
- Seitenstraßen müssen mitbedacht werden
- Eine Fahrspur umwidmen zum Radfahrstreifen mit Sicherheitszonen (zu Parkständen und zum rollenden MIV)
Gruppe 4: Berrenrather Straße
Die vierte Gruppe nahm sich die Berrenrather Straße vor.
Gefordert werden präzise vorgezogene kleinteilige Maßnahmen zum Schutz von Rad- und Fußverkehr. Meistgenannt waren:
- Allgemeinzustand (Schlaglöcher) verbessern
- Nicht-bauliche Maßnahmen vorziehen: z.B. durchgehende Schutzstreifen markieren, belebte Stellen zur besseren Sicht von parkenden PKW befreien
- Fußgängerampel Manderscheider Platz (Grundschule) sicherer machen
Die "Berrenrather” wird als zudem (noch!) als zentrale Netzlücke beschrieben:
- Berrenrather und Luxemburger Straße müssen zusammen gedacht und geplant werden (Verkehrsverlagerung)
- Die Planung muss auch den Abschnitt jenseits des Sülzgürtels einbeziehen
- Zwischen Gürtel und Neuenhöfer Allee liegen Schienen. Lade- oder Wirtschaftszonen fehlen. Parkende und haltende Autos zwingen Radler über/in die Schienen
Wie geht es weiter?
Wir bedanken uns herzlich bei allen Gästen für die Teilnahme an der Veranstaltung, die guten Diskussionen und den wertvollen Input zu noch bestehenden Lücken und Handlungsbedarfen in den Stadtteilen Lindenthal, Sülz und Klettenberg. Für uns als ADFC ist diese Art von Dialog mit den Menschen im Veedel eine wichtige Grundlage für unsere radverkehrspolitische Arbeit. Das Feedback und die eingegangenen Hinweise werden wir in die Bildung unserer Schwerpunkte im Bezirk einfließen lassen.
Wir bleiben dran – für sicheres Radfahren im Veedel!
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