Kreuzung mit Bedienungsanleitung

Ob das neueste Exponat im Kölner RadverkehrsInfrastrukturMuseum (KRIM) überhaupt ein Kunstwerk ist, ist in der Fachwelt umstritten.

Manche KunstexpertInnen zweifeln seine Echtheit an weil die bisherigen Exponate im KRIM allesamt die Grenzen zwischen Skulpturen und Konzeptkunst ausloteten, das Werk an der Kreuzung Gereonstraße/Klingelpütz/Mohrenstraße jedoch auf den ersten Blick der darstellenden Kunst zuzuordnen ist.

Eine andere Fraktion weist (unserer Meinung nach zu Recht) darauf hin, dass das Schild mit der interessanten Bedienungsanleitung für die Kreuzung in Zusammenhang mit der dahinter als Flachrelief im Straßenraum installierten Verkehrsinsel zu sehen ist. Somit entsteht eine äußerst interessante Installation, die klassische grafische Kunst auf eine sehr kreative Weise mit einer – wenn auch aufgrund ihrer geringen Höhe oberhalb des Straßenbelags beinahe zweidimensionalen – Skulptur verbindet und passierende Radfahrerinnen und Radfahrer zur Interaktion mit dem Kunstwerk auffordert.

Eine weitere Strömung unter den KunstexpertInnen verneint auch dem Gesamtensemble den Status der Kunst. Sie vertritt vielmehr die Meinung, dass es sich bei dieser Einrichtung im öffentlichen Straßenraum um eine praktische Maßnahme des Sportamtes handelt, mit der die Fähigkeit von Menschen auf Fahrrädern, mit möglichst hohen Geschwindigkeiten besonders enge Kurvenradien zu bewältigen, trainiert werden soll. Denn nur so sei die auf dem Kunstwerk vorgegebene Wegführung erklärbar.

Radfahrende sollen die Verkehrsinsel gemeinsam mit dem geradeaus fahrenden Kfz-Verkehr in möglichst hoher Geschwindigkeit (um den Fluss des Kfz-Verkehrs möglichst wenig einzuschränken) zunächst bis auf die halbe Höhe der Verkehrsinsel diese links passieren. Danach sollen sie dann schlagartig in einem Winkel von 135 Grad in einen knapp einen Meter breiten, von hohen Bordsteinen begrenzten Pfad einbiegen. Im nächsten Moment müssen sie an der nicht mit der zuvor passierten Fahrbahnampel koordinierten Fahrradampel innerhalb derselben Kreuzung erneut stehen bleiben.

Als schwer widerlegbaren Beweis der letzten These verweist diese Fraktion auf die große, freie und durchgehend eben asphaltierte Fläche rechts neben der Verkehrsinsel, die von Menschen auf Fahrrädern mit viel geringeren Anforderungen an ihre Koordinationsfähigkeiten und ihren Gleichgewichtssinn befahren werden könnte.

Unbekannte Künstler, Köln
Kreuzung mit Bedienungsanleitung (für Radfahrer)
Lack auf Stahlblech 65x85 und Asphalt, Beton und Pflastersteine ca. 300x300x300

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KRIM - Das Kölner RadverkehrsInfrastrukturMuseum

Das Kölner RadverkehrsInfrastrukurMuseums (KRIM) ist ein Freiluftmuseum, das bundesweit seinesgleichen sucht. Besucher können die Ausstellung auf eigene Faust erfahren und die Exponate interaktiv erleben.

Sie sind selten geworden, aber es gibt sie noch: Die Reste der Autogerechten Stadt. Trotz der enormen Investitionen in den Radverkehr kann man sie noch finden, die Überbleibsel einer Epoche, in der das Automobil das Maß aller Dinge war. Für uns heute kaum vorstellbar, helfen die in verschiedenen Teilen der Stadt ausgestellten Exponate des KRIM, sich zu erinnern.

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