Plausible Radverkehrsführung in Köln-Kalk?
„Die Rad- und Fußgängerführungen sind plausibel, komfortabel und erreichen dadurch auch eine hohe Akzeptanz.“ Mit diesen Worten warb die Verwaltung für ihre Pläne zum Umbau der Kreuzung Rolshover Straße/Kalker Hauptstraße.
Bezirksvertretung Kalk und Verkehrsausschuss stimmten Ende 2018 zu.
Im ersten Bauabschnitt auf der Rolshover Straße wurde Platz für eine neue Fahrspur geschaffen. Dort gibt es statt drei nun vier Fahrspuren (Richtung Süden, Linksabbiegespur Richtung Westen, Geradeausspur Richtung Norden und Rechtsabbiegespur Richtung Osten). Das soll „einen besseren Verkehrsfluss“ ermöglichen und KFZ-Rückstau vermindern.
Der Radverkehr wird im Kreuzungsbereich auf einem 1,50m schmalen Streifen zwischen der Geradeaus- und der Rechtsabbiegerspur geführt. Von dort gelangt man zu Aufstellflächen vor der Ampel. Diesen „Radweg in Mittellage“ – auch Fahrradweiche genannt – erreicht man vom Radweg auf dem Hochbord kommend über eine Verschwenkung. Just an dieser Stelle beginnt auch die Rechtsabbiegerspur, so dass Kraftfahrzeuge und Radfahrende auf Kollisionskurs sind. Dass dies weder eine „plausible“, noch „komfortable“ und schon gar keine sichere Radverkehrsführung ist, musste eine engagierte Bürgerin bei einem Ortstermin im Januar 2020 der Verwaltung offenbar erst erklären.
Im Juni besserte die Verwaltung nach: Eine Betonschwelle („Klebebord“) wurde installiert. Sie sollte verhindern, dass Radfahrende dadurch verletzt werden, dass Autofahrer*innen unvorsichtig die Spur wechseln. Die WDR-Lokalzeit berichtet nun, wie die Stadtverwaltung die Schwelle wieder entfernen musste und stattdessen sogenannte „Leitboys“ der Marke Eigenbau installierte.
Das Grundproblem bleibt aber: Es ist schon rein mathematisch nicht möglich, auf einer 15 Meter breiten Fahrbahn vier Fahrspuren sowie eine komfortable und sichere Radverkehrsführung unterzubringen. Dies an einem Knotenpunkt zu versuchen, geht unweigerlich auf Kosten der Verkehrssicherheit. Durch die gutgemeinte, aber dilettantisch installierte Schwelle mussten dies nun auch Autofahrer*innen erleben. Dabei sind beschädigte Autoreifen und -Felgen noch ein vergleichsweise glimpflicher Schaden. Es hätte auch Radfahrende oder Kinder im Anhänger treffen können.
Leider hält die Verwaltung nicht nur hier an ihrem Konzept fest, den Kfz-Verkehr an Kreuzungen zu bevorzugen und den Radverkehr im Zweifel auf schmale Streifchen zwischen die Fahrspuren zu quetschen. Immer, wenn vom „verbesserten Verkehrsfluss“ die Rede ist, ist nur der KFZ-Verkehr gemeint, und die Verkehrssicherheit steht hinten an. Gleichzeitig beruhigt die Verwaltung mit salbungsvollen Worten das Gewissen derjenigen Politikerinnen und Politiker, die ahnen müssen, dass sie hier keine Meisterleistung der Radverkehrsförderung vollbringen. Leider hat die Bezirksvertretung Kalk entschieden, die Verbände nicht am Runden Tisch Radverkehr zu beteiligen. Ob Umbaumaßnahmen tatsächlich auf die von der Verwaltung versprochene Akzeptanz bei Radfahrenden stoßen, erfährt die Bezirksvertretung deshalb erst im Nachhinein.
Man darf gespannt sein, wie es weitergeht in Kalk. Immerhin hat die Verwaltung nun bereits zwei Mal auf Änderungswünsche nach dem Umbau reagiert. Das ist in Köln nicht selbstverständlich und ein positives Zeichen – trotz der denkwürdigen Umsetzung. Wir werden die Evolution der Schwelle auf der Rolshover Straße weiter beobachten. Mit dem zweiten Bauabschnitt des Knotens folgt dann der Umbau auf der Kalker Hauptstraße. Auch hier sind Radwege in Mittellage geplant, in beiden Fahrtrichtungen. Und auch diese sind 1,50 Meter schmal.
Gefährliche Fahrbahnkante an Kreuzung in Kalk, WDR Lokalzeit 21.07.2020
https://youtu.be/JEu4vlXn4ks
Baubeschluss für die Umgestaltung des Kreuzungsbereiches Rolshover Straße/Kalker Hauptstraße, Stadtverwaltung Köln 13.11.2018
https://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0050.asp?__kvonr=75160&voselect=18903
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