Autofreie Ehrenstraße
Seit vielen Jahren wird diskutiert, ob und wie die Ehrenstraße vom Autoverkehr befreit werden kann. Jetzt ist es soweit: Der politische Wille ist da, und die Kölner Stadtverwaltung hat verschiedene Konzepte für die Umgestaltung vorgelegt.
Im Wesentlichen stehen eine Fahrradstraße im Sinne des Radverkehrskonzepts Innenstadt und eine für den Radverkehr freigegebene Fußgängerzone zur Diskussion.
Da es sich um eine Einkaufsstraße handelt, ist die Ehrenstraße insbesondere samstags vom Fußverkehr hoch frequentiert. Das Hochbord reicht dann bei Weitem nicht aus, die Massen an Fußgänger* innen aufzunehmen.
Für den Radverkehr ist die Ehrenstraße mit der Verlängerung über die Maastrichter Straße und das Belgische Viertel einerseits und die Breite Straße andererseits eine wichtige Achse zwischen der Innenstadt und dem Kölner Westen: Es handelt sich um die einzige durchgehende Ost-West-Verbindung, auf der der Radverkehr weitgehend abseits vom Autoverkehr oder auf Kfz-Nebenstraßen fahren kann. Solche Verbindungen werden im Radverkehrskonzept Innenstadt dem „Grünen Netz“ zugeordnet.
Fahrradstraße oder Fußgängerzone
Aus Sicht des ADFC kann eine Verbindung im Grünen Netz nicht zu einer Fußgängerzone gewandelt werden. Das Radverkehrskonzept hat für die Stadt Köln eine große Bedeutung, da es in einem langjährigen Prozess unter Beteiligung von Politik, Verbänden und der Öffentlichkeit erarbeitet wurde. Nicht nur in der Innenstadt sind die bezirklichen Radverkehrskonzepte die wesentliche Grundlage für das, was an Radinfrastruktur entstehen soll. Nicht alle Details sind darin festgehalten – aber die Radverkehrsnetze in den Radverkehrskonzepten sind bindend.
Die Umwandlung der Ehrenstraße in eine Fußgängerzone wäre eine einseitige Benachteiligung des Radverkehrs, die der erheblichen Bedeutung der Ehrenstraße für den Radverkehr nicht gerecht wird. In einer freigegebenen Fußgängerzone müssen zudem Fußgänger*innen von Hauswand zu Hauswand überall mit Radfahrenden rechnen. Das ist weder für den Fußverkehr noch den Radverkehr angenehm.
Würde die Ehrenstraße dagegen zur Fahrradstraße werden, würde auch der Fußverkehr profitieren: Die verbreiterten Gehwege stünden den Fußgänger*innen exklusiv zur Verfügung, während eine Mittelgasse als Fahrbahn des Radverkehrs erhalten bliebe. Die Pflicht, Rücksicht aufeinander zu nehmen, bleibt in beiden Fällen bestehen. In einer Fahrradstraße mit breiten Gehwegen sind die Verhältnisse jedoch klarer und damit konfliktärmer geregelt. Was wir uns als Kompromiss vorstellen können, ist die Gestaltung von Kreuzungsbereichen als Shared Spaces, in denen auch der Radverkehr entschleunigt wird.
Alternative Routen
Sollte sich die Politik dennoch für die Fußgängerzone entscheiden, muss vorher eine echte Alternative für eine autoarme Ost-West-Verbindung für den Radverkehr geschaffen werden. Naheliegend wäre, die Magnusstraße oder die Hahnenstraße weitestgehend vom Autoverkehr zu befreien.
Das Radverkehrskonzept Innenstadt ist aus Sicht des Radverkehrs ein Minimalkompromiss, der vor rund fünf Jahren mühsam ausgehandelt wurde. Die klimapolitischen Rahmenbedingungen und daraus abgeleiteten verkehrspolitischen Ziele haben sich seitdem massiv verändert. In der von der Stadt Köln beauftragten Studie „KölnKlimaAktiv 2022“ werden neue, sehr große Veränderungen des Verkehrsmix vorgeschlagen: Während der Fußverkehr auf hohem Niveau stabil bleibt, soll der Autoverkehr massiv reduziert werden und der ÖPNV soll um die Hälfte wachsen. Der Radverkehr soll dagegen verdoppelt werden. Um doppelt so viele Menschen aufs Fahrrad zu bekommen, müssen die Anstrengungen von Politik und Verwaltung deutlich über die bisher verhandelten Kompromisse hinausgehen. Den Radverkehr aus der einzigen autoarmen Ost-West-Verbindung zu verdrängen, ist dabei eindeutig der falsche Weg.
Weitere Straßen
Derzeit werden in mehreren Bezirken solche Netze erarbeitet. So treffen unsere Argumente ebenso auf die Deutzer Freiheit oder die Severinstraße zu, bei denen ähnliche Konzepte umgesetzt werden sollen. Im Eigelstein wurde dagegen auf eine Fahrradstraße mit sehr breiten Gehwegen an beiden Seiten gesetzt. In Ehrenfeld soll die Venloer Straße mit Tempo 20 und als Einbahnstraße ausgelegt werden, aber Autoverkehr weiter zulässig sein.
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Der ADFC Köln lebt von der ehrenamtlichen Arbeit der Aktiven. Gemeinsam wollen wir bessere Radverkehrsbedingungen und noch mehr Spaß am Radfahren erreichen.
Alle Mitglieder sind eingeladen, sich zu beteiligen und den Verein zu gestalten. Je mehr Aktive mit anpacken, desto mehr Projekte können wir umsetzen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu engagieren – sowohl bei einmaligen Aktionen als auch in regelmäßigen Arbeitsgruppen. Den zeitlichen Umfang bestimmst Du selbst.