Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Köln e. V.

DHL empfiehlt: absteigen, vorbei schieben, weiterfahren

DHL verspricht immer wieder, dass die StVO natürlich auch für sie gelte, aber bittet nun Radfahrende bei Lieferfahzeugen auf dem Radweg abzusteigen und zu schieben.

Im April wurde in unserem Beitrag über das Parken von Paketdiensten im Allgemeinen und der Deutschen Post DHL im Besonderen auf Radverkehrsinfrastruktur berichtet. Daraufhin gab es einige Reaktionen in den sozialen Medien. Immer mehr Benutzer posteten falsch parkende DHL-Fahrzeuge. Es gab sehr wenig Reaktion von DHL dazu, während man gleichzeitig Kundenanfragen zu Paketen und anderen Themen zeitnah beantwortete. Eine Antwort von DHL war die Folgende:

Wir fragten mehrfach bei DHL nach. Was mit Augenmaß bei Gesetzesverstößen am Fließband gemeint ist, konnten oder wollten sie uns bis heute nicht erläutern, während das Social Media Team weiterhin alle Kundenanfragen zeitnah beantwortete. DHL reagierte dann am 25. Mai mit folgender Stellungnahme, bei der wohl jedes Wort und jeder Satz genau abgewogen wurden:

Lieber ADFC Köln,

gerne möchten wir Ihnen auf Ihre Anfrage antworten: Grundsätzlich gilt auch für die Paketzusteller der DPAG wie auch für alle übrigen KEP-Dienstleister dieselbe Straßenverkehrsordnung wie für alle übrigen Verkehrsteilnehmer, wenngleich auch der Auslieferungsfahrer im Paketzustelldienst in Innenstadtbereichen mit schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert ist.

Unser Personal wird regelmäßig geschult und auf die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung hingewiesen, weiterhin sind alle Zustellfahrzeuge mit „Sackkarren“ ausgestattet, damit Engstellen und Sperrzonen zu Fuß unter ergonomisch vertretbaren Bedingungen bewältigt werden können. Eine besondere Häufung von Ordnungswidrigkeiten im Raum Köln können wir jedoch nicht feststellen. Insgesamt ist die Anzahl der geahndeten Verstöße relativ gering, jeden Einzelfall nehmen die Führungskräfte vor Ort zum Anlass für einen persönlichen Austausch mit der betreffenden Zustellkraft.

Die Deutsche Post AG engagiert sich insbesondere vor diesem Hintergrund auch in Köln für eine CO² freie Zustellung mit Streetscootern. Weiterhin treiben wir in Zusammenarbeit mit der Politik und diversen Logistikverbänden verschiedene Projekte aus dem Bereich der City-Logistik (Mikro Depots). Hier kommen u. a. auch Lastenräder zum Einsatz. Sämtliche gewerblich eingesetzte Betriebsmittel müssen jedoch zuvor auch hinreichend getestet und den Anforderungen des Arbeitsschutzes gerecht werden, bevor sie in Mengen zur Anwendung kommen können.

Wir werden uns weiter mit dem Thema beschäftigen und zu gegebener Zeit über zukünftige Vorhaben informieren.

Beste Grüße
Ihr DHL Paket Social Media Team

DHL verweist also auf viel zu wenige geahndete Verstöße. In diesem Punkt stimmen wir natürlich zu. Es wäre auch ein großer Zufall, wenn DHL eine größere Anzahl Tickets bekommen würde, wenn das Kölner Ordnungsamt nicht einmal drei Radweg-Parker pro Tag in ganz Köln findet. Das Problem hier liegt nicht in der Anzahl der Verstöße, sondern an der fehlenden Verfolgung. Zusätzlich genießen die sogenannten „KEP-Dienste“ quasi Narrenfreiheit bei der Behinderung und Gefährdung schwächerer Verkehrsteilnehmer.

Wir haben bislang nichts weiter zum Thema von DHL gehört, in wie weit nun Verbesserungen auch wirklich umgesetzt werden. Aber gestern wurden wir auf folgenden Tweet aufmerksam, in dem sich ein Radfahrer über gleich zwei DHL-Fahrzeuge auf einem Hamburger Radweg beschwerte:

Genauer gesagt fiel uns die Antwort von DHL auf. Im ersten Moment glaubten wir an einen Tweet eines Parodie-Accounts. Mit seiner unglaublichen Antwort hat DHL wieder einmal bewiesen, wie unsensibel man mit dem Thema umgeht. Das Problem der täglichen massiven Gefährdung und Behinderung von Fußgängern und Radfahrenden durch die Deutsche Post AG ist ein Teil des DHL-Geschäftsmodells und wird weiterhin weder in der Bonner Zentrale noch von den Zustellern ernst genommen. Neben hunderten von Twitter-Benutzern reagierte auch unser Bundesverband zurecht empört.

DHL tut angesichts der engen Innenstädte weiterhin so, als sei dies ein neues Thema. Mikrodepots und Lastenfahrräder wurden zumindest in Köln noch nicht gesichtet. DHL-Fahrzeuge parken meist so, dass der motorisierte Verkehr im Gegensatz zum nachhaltigen Verkehr möglichst wenig behindert wird. Freie Lieferzonen werden oftmals nicht genutzt. Und von einer verstärkten Bemühung um mehr Lieferzonen und einer verstärkten Kontrolle derselben haben wir in Köln auch nichts wahrgenommen.

Wir bleiben an dem Thema dran und hoffen, dass Ihr möglichst selten absteigen und an einem DHL-Falschparker vorbei schieben müsst.

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