Kölner Brücken: Lücken, Tücken und Krücken

In den kommenden Jahren müssen die Kölner Brücken grundlegend saniert und in Stand gesetzt werden. Das bedeutet eine große Chance, im Zuge der Baumaßnahmen die Brücken auch für den Radverkehr tauglich zu machen.

Brücken

Sieben Brücken spannen sich im Kölner Stadtgebiet über den Rhein. Mit der Leverkusener Brücke gibt es eine weitere Rheinquerung, die jedoch nur teilweise auf Kölner Markung steht. Keine dieser Brücken kann man mit dem Fahrrad uneingeschränkt komfortabel befahren.

Da die Kölner Brücken in den 1950er und 60erJahren für den KFZ- oder Bahnverkehr geplant und gebaut wurden, müssen sich auf allen Rheinquerungen in Köln Menschen auf Fahrrädern und zu Fuß bis heute mit viel zu kleinen Restflächen begnügen. Diese Ausgangssituation verursacht für den Radverkehr auf Kölner Brücken diverse Lücken, Tücken und Krücken.

Lücken

Die Zu- und Abfahrten für den Radverkehr folgen – sofern vorhanden – häufig den weit ausschweifenden, für einen schnellen KFZ-Verkehr ausgelegten Rampensystemen. Das zwingt auf Zoo- und Severinsbrücke Menschen auf Fahrrädern zu teilweise erheblichen Umwegen. Bei der Hohenzollernbrücke enden die Zu- und Abwege der Nord- und Südseite gar in ganz unterschiedlichen Stadtteilen. Wer sie auf der Nordseite quert kommt linksrheinisch im Eigelsteinviertel an. Die Südseite führt über den Roncalliplatz in die Altstadt.

Zudem fehlen an einigen Brücken die direkten Fortführungen an die eigentlichen Zielorte der Radfahrer. An der Nordseite der Severinsbrücke kommt man linksrheinisch nicht ohne Umweg zur Severinstraße. An der Zoobrücke fehlt eine Fortsetzung des Radweges zwischen der Abfahrt zur Deutz-Mühlheimer Straße und Kalk. An der Südbrücke wäre eine Anbindung direkt an die Alteburger Straße sinnvoll.

Aufgrund dieser Lücken fahren zahlreiche Menschen als Geisterradler über die Brücken. Zudem nutzen sie, insbesondere bei der Zufahrt zur Severinsbrücke, eigentlich für Fußgänger konstruierte Rampen, um auf ihrer direkten Wegerelation die Brücke zu erreichen.

Tücken

Im gegenwärtigen Zustand halten die Kölner Brücken für Menschen auf Fahrrädern zahlreiche Tücken bereit. Das sind u. a. die unübersichtlichen Engstellen an den Pylonen der Mühlheimer Brücke. Aufgrund der dort zahlreichen Geisterradler sind diese Abschnitte sehr gefährlich. Eine große und vor allem deutliche Ausschilderung der Zufahrten zur jeweils richtigen Brückenseite könnte die hier bestehenden Gefahren erheblich reduzieren. Dagegen sträubt sich jedoch die Verwaltung seit Jahren aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen.

Tückisch sind auch Engstellen an den Radwegen. Beispielsweise auf der Deutzer Brücke. Durch eine Notausgangstreppe des Maritim-Hotels bleiben an der Südseite linksrheinisch für Fußgänger und den hier in beiden Richtungen angeordneten Radverkehr nur wenige Meter Platz. An der Nordseite rechtsrheinisch gibt es ebenfalls eine Engstelle. An beiden Seiten kann man nicht sehen, ob einem anderen Menschen auf Fahrrädern entgegenkommen.

An der Zoobrücke besteht eine Tücke darin, dass auf der am meisten genutzten Wegerelation zwischen Lentpark und Rheinpark eine Rampe fehlt, die es Menschen auf Fahrrädern ermöglichen würde vom Lentpark kommend, nach Überqueren des Stegs über die Amsterdamer Straße, bei der Auffahrt auf die Südseite der Zoobrücke auf den Radweg zu wechseln. Eine Möglichkeit zu wechseln fehlt auch an der Mündung der Abfahrt zum Rheinpark. Diese Abfahrt hält noch eine besondere Paradoxie bereit: Auf ihr ist Radfahren verboten, gleichzeitig führt eine offizielle Radroute über sie.

Krücken

Echte Krücken für den Radverkehr gibt es an linksrheinisch an der Nordseite der Hohenzollernbrücke und an allen Zugängen der Südbrücke. Hier ist sind die Brücken jeweils nur über Treppenzugänge zu erreichen. Wer ein Fahrrad dabei hat, muss es tragen oder schieben. Die seit Jahrzehnten diskutierte provisorische Rampe von der Nordseite der Hohenzollernbrücke zum Breslauer Platz muss schnellstmöglich gebaut werden.

Lückenschluss

Wenn Köln mobil 2025 ernst zu nehmen ist, müssen alle Kölner Brücken im Zuge der anstehenden Sanierungen für den zukünftig wachsenden Radverkehr tauglich gemacht werden.

Das bedeutet:

Mehr Platz für Fußgänger und Radverkehr. Dies ist die Bedingung für alle weiteren notwendigen Verbesserungen.

  • Trennung von Fuß- und Radverkehr.
    Menschen zu Fuß und Menschen auf Fahrrädern haben ein sehr unterschiedliches Verkehrsverhalten und unterschiedliche Bedürfnisse. Das muss auf Mischflächen zwangsläufig zu Konflikten führen. Darum muss es auf allen Brücken eine konsequente Trennung von Rad- und Fußverkehr geben.
  • Konsequentes Denken in Wegerelationen bei der Fortentwicklung der Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur auf den Brücken.
    Das bedeutet, dass es auf einigen Brücken ausnahmsweise sinnvoll sein kann Zweirichtungsradwege anzulegen. Wo man sich zu dieser Lösung entschließt müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: Die Radwege müssen vier Meter breit sein. Der Raum dazu muss durch Reduzierung der Breite der KFZ-Fahrbahnen gewonnen werden. Gegebenenfalls muss dazu die dort erlaubte Höchstgeschwindigkeit reduziert werden. Ist das geschehen, kann die Radwegbenutzungspflicht aufgehoben werden. Es darf auf der gesamten Strecke eines Zweirichtungsradwegs keine Sichthindernisse geben. Auch die Zu- und Abfahrten zu möglichen Zweirichtungsradwegen auf den Brücken müssen gemäß diesen Standards angelegt sein.
  • Klare Ausschilderung.
    Zu einer guten Infrastruktur gehört auch die zum eigenen Fahrziel geeignetste Führung über die Infrastruktur zu finden. Eine klare Ausschilderung ist daher unerlässlich. Dabei ist es besser im Zweifel das eine oder andere Schild mehr aufzuhängen, als es der Mindeststandard der Norm vorschreibt. Auch das Format der Schilder darf gerne wesentlich größer sein als bei der Radroutenausschilderung üblich. Nicht zuletzt werden es die vielen auf dem internationalen Rhein-Radweg durch Köln kommenden Fahrrad-Touristen danken.
  • Ausreichend Platz für den Radverkehr auch in der Bauphase.
    Eine Situation wie auf der Zoobrücke, bei der während der Fahrbahnsanierung Menschen auf Fahrrädern und Fußgänger auf einem höchstens zwei Meter breiten Raum zusammengedrängt werden, darf sich nicht wiederholen. Baustellen bedeuten immer Einschränkungen für den Verkehr. Unter diesen dürfen nicht ausschließlich Radfahrende und Fußgänger leiden.

Keine Planungslücken!

Um den Anteil des Umweltverbunds am Gesamtverkehrsaufkommen zu steigern, muss auch der Rhein für Menschen auf Fahrrädern besser zu überqueren sein. Im Rahmen der anstehenden Sanierungen muss auf den Kölner Brücken die Radverkehrsinfrastruktur massiv verbessert werden. Damit dies tatsächlich geschieht ist es aus Sicht des ADFC ein Grundsatzbeschluss des Stadtrats unerlässlich. Durch diesen Beschluss muss dem Amt für Brückenbau die klare Anweisung gegeben werden, bei allen weiteren Planungen von Brückensanierungen einen den oben genannten Standards entsprechenden Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur vorzunehmen. Verzichtet der Rat auf einen solchen Beschluss, läuft er Gefahr zu einer schnellen Zustimmung zu Planungen ohne ausreichende Berücksichtigung des Radverkehrs gedrängt zu werden. Bei der Mühlheimer Brücke und der Zoobrücke ist genau dies geschehen.

Mit jeder Brückensanierung, die die Belange des Radverkehrs nicht (ausreichend) berücksichtigt, wird die aktuell mangelhafte Situation für weitere 40 bis 50 Jahre festgeschrieben. Das kann sich unsere Stadt nicht leisten.

 


Dieser Artikel erschien zuerst in unserem Magazin fahrRAD! in der Ausgabe 2/2018.

 

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