
Kölner Oberbürgermeisterwahl 2025 © ADFC Köln
Kölner Oberbürgermeisterwahl 2025
Bei der Kölner Oberbürgermeisterwahl 2025 in einem Monat wollen dreizehn Kandidierende die Nachfolge von Henriette Reker antreten. Wir haben mit zehn von ihnen über ihre (rad)verkehrspolitischen Vorstellungen gesprochen.
Damit ihr Euch eine Meinung bilden könnt, wer die optimale Besetzung für das Amt der Oberbürgermeisterin oder des Oberbürgermeisters in Köln ist, haben wir sie zum Interview in die ADFC-Geschäftsstelle eingeladen. An insgesamt vier Drehtagen haben sie uns und Euch einen Einblick in ihre Verkehrspolitik und ihre Vorstellungen zur Zusammenarbeit mit Ratspolitik, Verwaltung und Zivilgesellschaft gegeben.
Wie stellen sich die Kandidierenden die Verkehrspolitik in Köln vor – und wie zahlt das auf die Klimaziele ein? Im Gespräch fragen wir nach konkreten Maßnahmen der Mobilitätswende, nach der Rolle von OB und Verwaltung, nach Finanzierung trotz knapper Kassen und nach Wegen zu stabilen Mehrheiten im Rat. Wir klären Unterschiede zur bisherigen Amtsführung, blicken von der Innenstadt in die acht Außenbezirke und bewerten den Status quo des Radverkehrs: Sicherheit, Netze, Tempo – inklusive der Frage, was Verkehrsversuche leisten können. Zum Schluss begründet jede Person, warum sie das OB-Amt übernehmen will – besonders mit Blick auf Menschen, die Rad fahren.
Das Oberbürgermeisteramt wird von den Bürgerinnen und Bürgern für fünf Jahre direkt gewählt. Es leitet die Stadtverwaltung, steht dem Rat vor und vertritt die Stadt nach außen. Zu den Aufgaben gehören die Vorbereitung und Umsetzung von Ratsbeschlüssen, die Organisation der Verwaltung sowie die gesetzliche Vertretung der Gemeinde. Das Oberbürgermeisteramt ist zugleich Vorsitz im Verwaltungsvorstand und verantwortlich für Grundsatzentscheidungen in Organisation, Haushalt und Personal. Die Wahl erfolgt allgemein, unmittelbar, frei, gleich und geheim, zeitgleich mit der Wahl des Rates.
Die Interviews sind als Video, Audio und Volltext zum Nachlesen verfügbar. Unser Wahl‑O‑Rad geht in den nächsten Tagen online.
Berîvan Aymaz, Grüne
Aymaz hält an Klimaneutralität 2035 fest und will zugleich die Klimaanpassung forcieren, unter anderem mit 2.000 zusätzlichen Bäumen und mehr Schattenräumen. Schlüssel ist für sie die Mobilitätswende: weniger Autoverkehr, dafür deutlich mehr ÖPNV, Rad- und Fußverkehr. Um Mittel und Planungskapazitäten frei zu halten, lehnt sie den Tunnelbau ab. Sie betont frühzeitige, wertschätzende Kommunikation, breite Beteiligung und zusätzliche Planungsressourcen, damit sichere, durchgängige Netze entstehen – ausdrücklich auch über die Rheinbrücken hinweg und in den Außenbezirken. Bestehende, teils unter OB Reker erarbeitete Konzepte will sie konsequent in die Umsetzung bringen. Ihre politische Erfahrung, das Schmieden schwieriger Bündnisse und das Gewinnen von Mehrheiten sieht sie als Hebel, um die Transformation trotz Gegenwinds voranzutreiben.
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Torsten Burmester, SPD
Burmester fordert eine verlässliche, geplante Verkehrswende über alle Verkehrsträger hinweg. Der ÖPNV ist für ihn das gerechteste Verkehrsmittel und soll Priorität bekommen – inklusive guter Rad-Mitnahme und sicherer Abstellangebote. Für konfliktärmere Straßen setzt er auf klare, möglichst bauliche Trennung der Verkehrsarten; Fußgänger gelten ihm als besonders schutzbedürftig. Er will Rad-Pendlerrouten ausbauen, damit mehr Menschen aus dem Umland aufs Rad umsteigen. Als OB beschreibt er drei Rollen: Chef einer leistungsfähigen Verwaltung, Brücke zum Rat für Mehrheiten und Dialogpartner der Stadtgesellschaft. Engagement „von unten“ will er aufnehmen und in konkrete Politik überführen.
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Markus Greitemann, CDU
Greitemann plädiert für „Maß und Mitte“. Bevor Flächen neu verteilt werden, sollen belastbare Alternativen stehen – insbesondere ein deutlich leistungsfähigerer ÖPNV. So lasse sich der motorisierte Individualverkehr sukzessive verringern, vor allem auf Hauptachsen und in der Innenstadt. Er befürwortet klare Trennung der Verkehrsarten und autofreie Zonen (z. B. Severinstraße), pocht aber zugleich auf Rücksichtnahme aller. Zentral ist für ihn auch der Bahnknoten Köln: Bessere Anbindung des Umlands soll Ein- und Auspendelverkehre reduzieren und damit Flächenkonflikte auflösen helfen.
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Heiner Kockerbeck, Die Linke
Kockerbeck sieht den ÖPNV als Rückgrat der Verkehrswende und will ihn schnell und flächig – vor allem oberirdisch – ausbauen, statt Planungs- und Fördermittel im Tunnel zu binden. Parallel sollen die bestehenden Radverkehrskonzepte endlich umgesetzt und Netze durchgängig, sicher und alltagstauglich werden. Organisatorisch fordert er mehr Planungskapazitäten in der Verwaltung. Finanzpolitisch plädiert er für eine Anhebung der Gewerbesteuer, zusätzliche Betriebsprüfer und die Reduzierung externer Vergaben; zugleich müsse der Bund Kommunen stärker ausstatten. Die Verkehrswende versteht er ausdrücklich sozial: Mobilität soll bezahlbar und breit nutzbar sein.
Volker Görzel, FDP
Görzel will Verkehrspolitik an realen Bedürfnissen ausrichten und pauschale Ideologie vermeiden. Unterschiedliche Stadtteile bräuchten unterschiedliche Lösungen. Er anerkennt gelungene Beispiele wie „Ringe frei“, mahnt aber, problematische Eingriffe zu überprüfen. Klimaziele sollen mit einem Mix aus Fuß-, Rad-, ÖPNV- und E-Mobilität erreicht werden. Wichtig ist ihm ein respektvoller Umgang im Straßenraum, mit klaren Regeln für alle Verkehrsträger. Insgesamt kritisiert er den aus seiner Sicht zu geringen Fortschritt der letzten Jahre und will konkurrierende Interessen ausbalancieren.
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Lars Wolfram, Volt
Wolfram verbindet Klimaneutralität 2035 mit einer konsequenten Mobilitätswende: Radverkehr stärken, ÖPNV verlässlich und attraktiv machen, Autoverkehr in der Innenstadt deutlich reduzieren. Den Tunnel hält er für eine Fehlpriorität und will Mittel effizienter einsetzen; zusätzlich sieht er Einsparpotenziale u. a. bei der KVB sowie Chancen durch Verwaltungs-Digitalisierung. Um den verbreiteten Stillstand zu überwinden, schlägt er eine übergreifende, entscheidungsfähige Instanz vor, die Konflikte zwischen Verwaltung und Rat auflöst. Beschlossene Projekte – vom Fahrradentscheid bis zu konkreten Radachsen – sollen ohne Extraverzögerungen umgesetzt werden.
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Mark Benecke, Die PARTEI
Benecke fordert, Rad- und ÖPNV-Flächen deutlich auszuweiten und Straßenabschnitte für Autos konsequent zu sperren – wie in anderen Metropolen. Erste Sperrungen in Köln bewertet er positiv, mahnt aber bessere Detailplanung (Sicherheit, Kanten, Führung). Für große Weichenstellungen bevorzugt er zufällig geloste Bürgerräte, die Prioritäten festlegen und Legitimität sichern. Ob Mehrheiten im Rat zustande kommen, hänge für ihn stark vom Willen der Stadtgesellschaft ab; Kosten betrachtet er als überschaubar, wenn man entschlossen vorgeht.
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Inga Feuser, GUT & Klimafreunde
Feuser will die Mobilitätswende konsequent vorantreiben: Autospuren und Parkplätze sollen dort weichen, wo Platz für sichere, breite Radwege und barrierefreie Gehwege benötigt wird; Tempo-Reduktionen und Einfahrtsbeschränkungen ergänzen das Konzept. Der ÖPNV muss Pendlerinnen und Pendlern attraktive Alternativen bieten. Politisch fordert sie, gültige Beschlüsse ohne Endlosschleifen umzusetzen und die Zusammenarbeit zwischen Bezirken und Verkehrsdezernat zu verbessern. Verkehrsversuche sieht sie als lernendes Instrument – mit Nachsteuerung statt Rücknahme –, um autofreie Veedel und funktionierende Netze auch in den Außenbezirken zu erreichen.
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Roberto Campione, Kölner Stadt-Gesellschaft
Campione vermisst ein schlüssiges Gesamtkonzept und will einen Masterplan, der ÖPNV, Rad-, Fuß- und Autoverkehr zusammendenkt. Er betont das oft vernachlässigte Rechtsrheinische und fordert Schnellradwege bis ins Umland. Quartiersgaragen sollen Straßen vom Parkdruck befreien, damit sichere, getrennte Radwege entstehen können. Ziel bleibt Klimaneutralität 2035; dafür müsse Autoverkehr spürbar sinken. Wichtig ist ihm, Konflikte beim Neuzuschnitt des Straßenraums abzufedern, indem parallel attraktive Alternativen entstehen und alle Verkehrsträger sichtbar berücksichtigt werden.
Hans Mörtter, parteilos
Mörtter stellt Klima und Lebensqualität nach Vorbildern wie Kopenhagen und Paris ins Zentrum. Er will den privaten Autoverkehr in der Innenstadt stark begrenzen (Ausnahmen für Liefer-, Dienste- und Sonderverkehre), Tempo 30 ausweiten und klare, konfliktarme Führung für Rad- und Fußverkehr schaffen – bis in die Außenbezirke. Quartiersgaragen am Rand sollen Parken bündeln. Finanzielle Spielräume sieht er durch Umverteilung bestehender Ausgaben sowie Kooperationen mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Organisatorisch setzt er auf Teamarbeit von OB, Verwaltung und Fachverbänden, klare Zielmarken und schnelle Umsetzung.
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Hinweis: Die Zusammenfassungen wurden mit Unterstützung von KI aus dem Videotranskript generiert.
Alle Fotos: ADFC Köln
Redaktion: Christian Hölzel, Christoph Schmidt, Alexander Bühler und die ADFC Radverkehrsgruppe
Kamera: Kathrin Poser, Christian Hölzel, Jörg Steinhaus, Rainer Evertz
Medientechnik: Jan-Philipp Schmitt, Christoph Schmidt